Die Pyrenäen mit dem Wohnmobil im Herbst...

…sind ein Erlebnis. Selbst Mitte Oktober bekommt man nicht unbedingt einen Stellplatz. Die Campingplätze haben größtenteils geschlossen und wettertechnisch kann man durchaus schon mit Schnee rechnen. Die Straßen in den Pyrenäen sind gefühlt noch schmaler als im Rest des Landes, vor allem aber ist hier alles noch steiler. Und dennoch: die Pyrenäen sind auch im Herbst mit dem Wohnmobil ein absoluter Reisetraum.

Vom Strand in die Berge: von Gruissan nach Vernet-les-Bains

Unser Plan ist eigentlich, noch vor dem Frühstück zu baden. Allerdings haben wir heute Morgen gerade mal 14 Grad Lufttemperatur…viel zu kalt. Also frühstücken wir nur noch mit Blick auf das azurblaue Meer und dann machen wir uns bei strahlendem Sonnenschein auf den Weg. Unser Ziel ist das Vallespir, also das letzte Tal auf französischer Seite. Als wir endlich ankommen, werden wir entweder von geschlossenen oder völlig überfüllten Campingplätzen empfangen. Stellplätze gibt es hier eh nicht. Völlig demotiviert fahren wir zurück Richtung Perpignan und in das nächste Tal, das Conflent, hinein. Am ersten geöffneten Campingplatz müssten wir noch zwei Stunden Mittagspause bis 16 Uhr aussitzen, das ist uns zu blöd. Pyrenäen herbst wohnmobilWir fahren weiter in Richtung Vernet-les-Bains und siehe da, wir finden einen geöffneten Campingplatz, wo wir für genau eine Nacht einen Platz bekommen! Morgen schließt er. Nach so vielen Stunden Fahrt ist es uns egal, Hauptsache endlich ein Stellplatz. Obwohl es schon recht spät ist, nehmen wir noch kurz unsere Räder und fahren hoch nach Casteil, weil dort auch noch ein Stellplatz ist. Auf dem Weg sehen wir, dass der kostenlose Stellplatz in Vernet auch noch frei ist…und in Casteil steht auch nur ein Womo. Okay, morgen früh fahren wir hier hoch.

Camping LVL, Avenue de la Jonque, 11 430 Gruissan (Homepage)

Wanderung zur Abbaye St-Martin und durch die Gorges de Cady

Da wir heute schon um 10 Uhr vom Campingplatz runter sein müssen, brechen wir rechtzeitig auf. Immerhin haben wir 4 Kilometer vor uns. Als wir am Stellplatz in Vernet vorbeikommen, sind wir geschockt: alles voll…und auch in Casteil stehen ein paar mehr Womos. Wir bekommen zwar einen Platz, aber den können wir nicht mal ausgleichen. Egal, erstmal stehen wir und machen uns dann auf den Weg hinauf zur Abbaye. Ein unglaubliches Bauwerk auf einem Berggipfel. Anschließend geht’s wieder hinunter nach Casteil und hinein in die Gorges de Cady. Was für eine tolle Wanderung über Brücken und Felsen immer am Fluss entlang. Kurz vor den Wasserfällen ist jedoch eine Brücke gesperrt und die Umleitung geht steil in ein Geröllfeld. Obwohl es nicht mehr so weit sein kann, drehen wir hier um. Das ist uns zu steil und ungewiss.
Zurück am Womo fahren gerade unsere Stellplatznachbarn weg, so dass wir auf einen viel besseren Platz umparken können. Herrlich. Und sogar Sonne haben wir hier noch bis sie um 17:30 Uhr hinter den Bergen verschwindet.

Wohnmobil-Stellplatz, D116, 66820 Casteil

Wanderung zum Tour de GoÀ und Pic de la Pena

In der Nacht war es ruhig und einfach nur stockduster. Hier gibt es gefühlt nicht eine einzige Laterne. Unheimlich. Der Morgen ist wie angekündigt grau, aber mit 20 Grad überraschend warm. Und so machen wir uns nach dem Frühstück auf den Weg zum Coll de Jou, wo wir vor Jahren bereits mit dem Rennrad waren. Der Wanderweg verläuft mehr oder weniger parallel zur Straße, er ist nur etwas kürzer und daher viel steiler. Der Coll bietet nicht wirklich viel Aussicht, so dass wir noch ein Stück höher zum Tour de Goà wandern. Die Aussicht von hier oben ist grandios, leider sehen wir um uns herum aber auch die schwarzen Wolken. Nach kurzer Überlegung entscheiden wir uns dennoch für den weiteren Weg über den Puig de la Falguerosa und Pic de la Pena zurück zum Womo. Zwischenzeitlich fängt es leicht an zu regnen, aber noch einigermaßen trocken erreichen wir den Pic de la Pena, wo die katalanische Flagge weht, die man vom Tal aus sehen kann. Bis hierhin ging es am Grat entlang mal rauf und mal runter, aber nun folgt ein Abstieg, der nur noch steil ist. Zum Teil ist der Weg mit Seilen gesichert und zu allem Überfluss wird der Regen auch noch stärker. Aber irgendwann sind wir unten in Vernet-les-Bains und sehen zu, dass wir vor den schwarzen Wolken zurück am Womo sind. Und tatsächlich schaffen wir es. Besser noch: überraschenderweise kommt die Sonne raus und wir können noch ein Weilchen draußen sitzen. Bis es gegen 18 Uhr wieder anfängt zu regnen.

Von Casteil nach Llo über Plateau de la Calme

Die ganze Nacht gießt es in Strömen. Es ist unglaublich laut im Wohnmobil, an Schlaf ist kaum zu denken, aber irgendwann nicken wir doch ein. Als wir am Morgen aufstehen, haben wir noch sechs Grad. Und es regnet nach wie vor. Das war es hier für uns, wir fahren weiter. Unser erstes Ziel ist die Skistation am Plateau de la Calme oberhalb von Font Romeu. Bereits beim Abbiegen in die Zufahrt werden wir von einem Viehgatter überrascht, welches wir aber problemlos überfahren. Von hier sind es noch vier Kilometer bis zur Skistation. Aber bereits nach wenigen Metern stehen sie mitten auf der Straße: Wiesenschönheiten mit kleinen Kälbern und großen Hörnern. Prima. Nachdem wir uns durch die Kuhmassen gekämpft haben, stehen wir auf einem riesigen Parkplatz, haben noch zwei Grad und gucken auf weiße Gipfel. Eigentlich gar nicht so schlecht, aber auch hier laufen überall Kühe mit Jungtieren herum. Zum Wandern finden wir das eher nicht so schön.

Nach dem Frühstück fahren wir weiter. Nächstes Ziel ist Llo. Und hier überrascht uns der Stellplatz: Panoramablick auf die (immer noch weißen) Berge. Herrlich. Dazu Sonne und blauer Himmel. Leider frischt der Wind sehr auf, so dass wir nicht mehr draußen sitzen können. Aber nachdem wir uns den Ort (hier gibt es wirklich nichts) angesehen haben und auch noch zum Turm hochgestiefelt sind, sitzen wir gemütlich in unserer Hecksitzgruppe und genießen den unglaublichen Ausblick.

Wohnmobil-Stellplatz Llo (ohne VE), Route des Gorges, 66800 Llo

Wanderung durch die Gorges du Segre

In der Nacht hat es gefroren, der Boden ist weiß und um 9 Uhr haben wir ganze drei Grad. Da wir uns heute mal wieder etwas bewegen wollen und die Gorge du Segre groß angekündigt ist, haben wir uns einen Rundweg herausgesucht. Es geht zunächst auf einem steilen Feldweg mit schönen Ausblicken auf die umliegenden Gipfel hinauf. Dann geht’s auf einem Pfad in den Wald und nur noch steil geradeaus hoch. Es ist so unendlich steil und durch den fehlenden Ausblick irgendwie auch langweilig, dass wir schon bald keine Lust mehr haben. Aber irgendwann sind wir oben. Naja, zumindest auf einer Lichtung auf der, wie sollte es anders sein, Kühe mit kleinen Kälbern grasen. Natürlich nicht eingezäunt. Und natürlich müssen wir einmal quer über die Lichtung. Obwohl wir von einigen Kühen fixiert werden, können wir uns unauffällig am Rand vorbeischleichen und finden den weiteren Wanderweg, der aber im Nachhinein nicht der Richtige war. Der Weg führt oberhalb der Schlucht langsam nach unten. Ausblick gibt es kaum, dafür unheimliche Brunftgeräusche des Schwarzwildes, welche uns hier auch über den Weg läuft. Endlich unten angekommen führt der weitere Weg immer am Wasserlauf des Segre entlang. Jetzt kommt schließlich noch die Schlucht…glauben wir. Okay, vielleicht sind wir etwas verwöhnt, was Schluchten angeht, aber diese Gorge ist wirklich langweilig. Nach 16 Kilometern sind wir zurück am Wohnmobil, etwas enttäuscht von der Wanderung, aber dennoch geschafft von den 800 Höhenmetern, die wir auf kürzester Distanz durch den Wald hochgegangen sind.

Von Llo über Andorra nach Montferrier

Obwohl der Stellplatz sehr schön ist, fahren wir weiter. Wir müssen mal wieder einkaufen. Außerdem wollen wir, wenn wir nun schon hier sind, nach Andorra. Wir waren beide noch nicht in dem kleinen (Nicht-EU-) Land, wo man etwas günstiger tanken und zollfrei einkaufen können soll. Direkt hinter dem Grenzübergang am Pas de la Casa wartet das „Einkaufsparadies“ mit riesiger Tankstelle mit „Zapfsäuleneinweisern“. Tatsächlich ist der Diesel hier ca. 40 Cent günstiger als in Frankreich bzw. Deutschland. Gut, dass unser Tank fast leer ist, da lohnt es sich umso mehr. Anschließend stellen wir unser Womo auf den großen Parkplatz ab, um uns einmal den Ort anzugucken. Es gibt hier wirklich fast nur Geschäfte, die Alkohol, Zigaretten oder Parfum verkaufen.

Viele Eindrücke reicher verlassen wir Andorra (ohne Grenzkontrolle) und fahren zum Stellplatz an der Skistation Ax 3 Domaines oberhalb von Ax-les-Thermes. Hier frühstücken wir aber nur, da es uns nicht so gefällt und fahren weiter nach Montferrier. Leider finden wir hier den Stellplatz zunächst nicht, so dass sich zwei ältere Damen freuen, uns den Weg zeigen zu können. Dieser ist wieder mal so eng, dass wir gerade eben durchpassen. Und dann stehen wir überraschend völlig alleine auf dem Stellplatz und können noch einen Moment draußen die Sonne genießen.

Wohnmobil-Stellplatz Montferrier (mit VE), Labarouse, 09300 Montferrier (hinter dem ehemaligen Campingplatz)

Wanderung zum Château Montségur

Bereits am Morgen lacht die Sonne vom Himmel. Und so gehen wir zeitig los in Richtung Château Montségur. Der Wanderweg, der parallel zur Straße verläuft, ist allerdings eine Katastrophe. Kilometerweit waten wir durch knöcheltiefen Schlamm. Es ist rutschig, nass und kalt. Leider gibt es keine Möglichkeit zur Straße zu kommen, so dass wir wohl oder übel dadurch müssen. Nach gut fünf Kilometern erreichen wir den Zugang zum Château, wo uns am Kassenhäuschen ein völlig betrunkener Kassierer den Eintritt für eine Person berechnet. Wie nett. Dann geht’s allerdings erstmal wieder hoch, auf dem einzigen, sehr schmalen Weg zum Château. Die Aussicht ist toll, die Ruine ist nett, aber andere Katharerburger sind etwas sehenswerter. Zurück gehen wir den ganzen Weg an der Straße. So sind wir wenigstens schneller wieder am Wohnmobil und kriegen nicht ganz so nasse Füße.

Weiterfahrt zur Ski-Station Les Monts d'Olmes

Bereits unterwegs überlegen wir uns, noch heute zur Ski-Station Les Monts d’Olmes hochzufahren. Und so ver- und entsorgen wir noch in Montferrier und fahren dann die 15 Kilometer hoch. Einen ausgeschilderten Wohnmobilstellplatz finden wir hier nicht und der höchstgelegene Parkplatz ist eine riesige Baustelle. Aber auch der Parkplatz etwas tiefer bietet eine herrliche Fernsicht. Und hier steht nicht ein einziges Auto.

Wanderung zum Pic de St-Barthélemy (2.348m)

Der Morgen ist sehr frisch, noch frischer ist aber der Wind. Dick eingepackt wandern wir los mit dem Ziel Pic de St-Barthélemy. Von diesem Berg haben wir vorher noch nie etwas gehört, aber an der Skistation ist immerhin ein kleines Wanderschild und nach kürzester Zeit kann man nicht mehr erahnen, dass wir in einem Skigebiet sind. Der Weg führt zunächst hoch zu den Etangs de Fage Belle, wo ein paar Pferde weiden. Hier ist der Boden gefroren und größere Eiskristalle haben sich ihren Weg an die Erdoberfläche gebahnt. Nach knapp 2 Stunden erreichen wir einen Wegweiser, der uns mitteilt, dass wir noch weitere knapp zwei Stunden vor uns haben. Dabei sind wir jetzt schon kaputt. Als wir endlich am Col de Girabal ankommen, können wir erahnen, was wir noch vor uns haben. Es ist steil, steiler und noch steiler. Man sieht zunächst (zum Glück??) nicht mal den Gipfel. Dennoch sind auch wir irgendwann oben und können den Blick über die Pyrenäen bis hin zum Canigou genießen. Dafür hat sich das Hochkraxeln wirklich gelohnt. Wir genießen ein paar Minuten den Ausblick, machen ein paar Fotos und wandern wieder runter. Der Wind hier oben ist nicht nur sehr stark, sondern eisig kalt. Nach über sechs Stunden sind wir wieder zurück. Dabei waren wir gerade einmal 11 Kilometer (mit gut 1.000 Höhenmetern) unterwegs.
Nachdem wir noch ein paar Minuten in der Sonne vorm Wohnmobil sitzen konnten, kommen plötzlich die Wolken herunter und wir sehen keinen einzigen Berg mehr. Wahnsinn, wie schnell das gehen kann.

Von Les Monts-d'Olmes nach Sauveterre-de-Rouergue

Am Morgen stehen wir bei 4 Grad im dichten Nebel. Und natürlich ist genau jetzt unsere Gasflasche alle. Toll, weiter ab vom Schuss können wir nicht stehen. Und so beschließen wir, in den nächsten Ort zu fahren, um die Flasche zu tauschen und dann ganz langsam gen Heimat zu rollen. Es geht durch wunderschöne Landschaften, wo die Stellplätze aber leider auch alle sehr gut besucht sind. Letztlich landen wir in Sauveterre, irgendwo im Nirgendwo.

Wohnmobil-Stellplatz, RD997, Le Sardou, 12800 Sauveterre-de-Rouergue

Sauveterre
Wohnmobilstellplatz in Sauveterre

Von Sauveterre nach Lapalisse

Lapalisse
Wohnmobilstellplatz Lapalisse

Über unendlich viele Kilometer Landstraße und noch viel mehr Kreiseln fahren wir heute nach Lapalisse. Hier kommen wir so spät an, dass wir uns nicht einmal mehr die schöne Ortschaft angucken.

Wohnmobil-Stellplatz, 10-2 Pl. Jean Moulin, 03120 Lapalisse

Von Lapalisse nach Raddon-et-Chapendu

Die Landstraßen werden allmählich immer breiter, sogar zum Teil zweispurig pro Richtung. Fast jedes Wohnmobil, das uns hier entgegenkommt hat deutsche Kennzeichen und einen Anhänger. Das ist nicht das, was wir wollen. Bevor wir wieder nach Deutschland fahren, legen wir noch einen Zwischenstopp in den Vogesen ein. Und tatsächlich stehen wir auf diesem kleinen Stellplatz neben einem rauschenden Bach noch einmal völlig allein.

Wohnmobil-Stellplatz, Rue des Mélèzes, 70280 Raddon-et-Chapendu

Von Raddon-et-Chapendu nach Saarlouis

Heute geht’s schnurstracks Richtung deutscher Grenze. Nach einem kurzen Tankstopp in Luxemburg (auch hier ist der Diesel seit der Hinreise 20 Cent teurer geworden), reisen wir wieder nach Deutschland ein. Und mit Grenzübertritt fängt es an zu regnen. Ein Zeichen?
Wir fahren nach Saarlouis, weil wir den Platz kennen und glauben, um diese Zeit, bei dem schlechten Wetter einen Platz zu bekommen. Leider täuschen wir uns. Der gesamte Stellplatz ist durch Sinti und Roma belegt. Da der Parkplatz aber noch diverse Ausweichmöglichkeiten bietet, stellen wir uns einfach in eine andere Ecke. Eine schlechte Idee, wie wir am nächsten Morgen feststellen werden.

Saarlouis
Nett eingeparkt

Wohnmobil-Stellplatz Saarlouis, St.-Nazairer-Allee, 66740 Saarlouis

Von Saarlouis nach Hause

Am Morgen wollen wir früh los und stellen uns den Wecker. Was wir nicht wussten: neben dem Parkplatz ist eine Schule. Die Ferien sind vorbei und so sind wir bereits um acht Uhr gnadenlos zugeparkt. Derjenige, der direkt vor uns steht, kann eigentlich auch nur noch durch die Beifahrertür ausgestiegen sein, so dicht steht er dran. Na danke! Indem wir rückwärts in die Hecke fahren, kommen wir zwar vom Parkplatz runter, nicht jedoch aus Saarlouis heraus. Diverse Autobahnausfahrten sind für uns gesperrt (entweder sind wir zu hoch, zu schwer, zu lang oder zu breit) und wir stellen uns immer mal wieder in Staus. Immerhin schaffen wir es doch irgendwann und kommen nach sehr, sehr unentspannten acht Stunden Fahrzeit im Ruhrpott bei unseren Freunden an, um uns deren Baustelle anzuschauen.
Anschließend geht’s wieder auf die Autobahn. Zum Glück ist es mittlerweile so spät, dass kaum noch Verkehr ist, so dass wir spontan entscheiden, ohne weitere Zwischenübernachtung nach Hause zu fahren. Was für ein Stress nach einem so entspannten Urlaub.