Beim Beladen des Alpas für unsere Tour nach Österreich haben wir festgestellt, dass wir Zuladungsprobleme bekommen. Zwar kommen wir mit dem Gesamtgewicht locker hin, aber die Hinterachse ist kurz vor Überladung. Und da wir uns nicht entscheiden können, was wir in Zukunft nicht mehr in den Urlaub mitnehmen wollen, bleibt nur noch die Auflastung. Für den Einbau der Zusatzluftfederung haben wir uns für eine Fachwerkstatt in Waghäusel entschieden. Nun liegt Waghäusel nicht ganz um die Ecke (nur 570 Kilometer einfache Fahrt), so dass wir uns noch ein paar Tage frei nehmen, um die Gegend etwas zu erkunden.
Außerdem soll diese Tour der erste Test für unsere neu eingebaute Komposttoilette sein. Es wird also spannend…
Anfahrt mit Stellplatzproblemen
Wir starten am Nachmittag in Richtung Bremen, da die A7 wieder einmal dicht ist und es letztlich egal ist, wie wir fahren. Unterwegs bekommen wir mit, dass auch die A1 Höhe Osnabrück voll gesperrt ist. Genauso wie die A27. Also geht es ab Bremen an der Weser entlang und auf den ersten Stellplatz in Rheda-Wiedenbrück. Hier ist kein einziges Womo, dafür ist alles mit Anhängern und Wohnwagen zugeparkt. Da der nächste Stellplatz nur ein paar Kilometer weg ist, fahren wir nach Langenberg. Auch hier steht kein einziges Womo, der Parkplatz ist mit Kfz zugeparkt und diverse aufgemotzte Wagen fahren mit dröhnender Musik über den Platz. Hier wollen wir nicht bleiben. Nächster Versuch: Mastholte. Ebenfalls fast nur wenige Kilometer entfernt. Auf dem Stellplatz am alten Markt gibt es sogar eine VE. Auch hier dasselbe Bild: kein einziges Womo da. Hier bleiben wir, auch wenn die Kirche, neben der wir jetzt stehen, alle 15 Minuten erschreckend laut läutet. Glücklicherweise ist um 22 Uhr Schluss damit und wir können entspannt schlafen.
Wohnmobil-Stellplatz Masteholte (mit VE), Jakobistraße, 33397 Rietberg-Masteholte
Von Masteholte nach Messel im Odenwald
Um sechs Uhr geht das Kirchenläuten wieder los und wir stehen quasi senkrecht im Alkoven. Naja, so schaffen wir heute ein paar Kilometer. Unser Ziel ist der Odenwald, denn die Gegend kennen wir überhaupt nicht. Im nördlichen Odenwald, auf dem Stellplatz in Messel, bekommen wir einen Platz. Auch kostenlos, auch mit VE. Von der Flut an Wohnmobilen, die jetzt unterwegs sein müsste, haben wir bisher einfach nichts mitbekommen. Wir drehen eine kleine Runde durch den Ort, aber hier ist wirklich nichts. Zurück am Alpa fängt es allerdings an, in Strömen zu regnen. Und der Regen hört nicht mehr auf.
Wohnmobil-Stellplatz Messel, Am Sportplatz 1, 64409 Messel
Von Messel nach Waldkatzenbach
Am Morgen regnet es immer noch. Schade, denn heute wollen wir durch den Odenwald fahren. Wir brechen noch vor dem Frühstück auf und gucken uns ein paar Stellplätze an. Es ist wirklich toll, was es hier alles an kostenlosen Plätzen gibt. Zufällig fahren wir an der Glücksfabrik von Koziol vorbei, wo wir uns mit ein paar Kleinigkeiten für den Alpa eindecken. Dann geht es nach Waldkatzenbach. Immer noch im leichten Niesel kommen wir mittags auf dem Parkplatz an und sind wieder das einzige Womo. Und dazu tolle Aussicht. Klasse.
Wohnmobil-Parkplatz Waldkatzenbach, Eberbacher Weg, 69429 Waldbrunn
Wanderung zur Burgruine Eberbach und zum Katzenbuckel
Und das Ende eines Handys
Wir starten bei schönster Sonne zunächst zur Burgruine Eberbach. Nach gut vier Kilometern sind war da und gucken uns die Überreste der Burg an. Das Wetter sieht mittlerweile nicht mehr so gut aus, aber es ist noch angenehm warm. Daher ist unser nächstes Ziel der Katzenbuckel. Leider fängt es nun doch an, leicht zu nieseln, dann zu regnen. Zum Glück finden wir in einer Schutzhütte Unterschlupf und können unsere Regensachen anziehen. Da der Regen aber überhaupt nicht aufhört, gehen wir irgendwann weiter. Das Wasser kommt uns mittlerweile auf dem Weg als kleiner Bach entgegen und man kann kaum noch was sehen. Aber wir erreichen ihn trotzdem: den Katzenbuckel. Und wir gehen auch auf den Turm. Aber auch hier: keine Sicht, nur ganz viel Wasser von oben. Vorsichtig gehen wir Richtung Womo, zumindest in die Richtung, von der wir denken, dass sie richtig ist. Es wird langsam kalt, die Regensachen lassen allmählich das Wasser durch. Und tatsächlich, irgendwann kommen wir aus dem Wald heraus und können den Alpa sehen. Und was noch besser ist: der Regen hört auf, die Sonne kommt raus noch bevor wir den Alpa erreichen.
Leider stellen wir fest, dass das Wasser sogar seinen Weg in die Rucksäcke gefunden hat. Thorstens Handy meldet nur noch Fehler. Aber auch unsere Alde will uns kein warmes Wasser mehr machen. Ventilatorausfall. Na klasse. Irgendwann startet die Heizung doch, das Handy aber nicht mehr. Schon blöd, denn wenigstens für die Familie will man ja erreichbar sein.
Katzenbuckel
Der Katzenbuckel ist mit 626 Metern die höchste Erhebung im Odenwald. Es handelt sich bei dem Berg um den Schlot eines erloschenen Vulkans. Auf der Kuppe des Katzenbuckels steht ein 18 m hoher Aussichtsturm, der 1820 aus Sandstein erbaut wurde. Dieser soll Rundsicht über die bewaldeten Kuppen und Bergrücken des Odenwaldes und zu den benachbarten Mittelgebirgen bieten.
Von Waldkatzenbach über Heidelberg nach Oberdielbach
Thorstens Handy ist bis zum nächsten Morgen nicht getrocknet und immer noch tot. So beschließen wir, mit dem Womo nach Heidelberg zu fahren. Es ist herrlich sonnig, nur für den Nachmittag ist Unwetter angesagt. Wir suchen uns ein Industriegebiet am Rande der Stadt heraus, bekommen einen guten Parkplatz und Thorsten auf Anhieb ein neues Handy. Eigentlich würden wir uns gerne noch Heidelberg angucken, aber es ist unglaublich voll und so richtig haben wir uns an diese Menschenmassen in der aktuellen Zeit noch nicht wieder gewöhnt. Daher fahren wir, nachdem wir das neue Handy über freies Wlan im Einkaufszentrum einrichten konnten, wieder zurück in Richtung Waldkatzenbach. Allerdings gucken wir uns noch einen Parkplatz in Oberdielbach an und beschließen spontan, hier zu bleiben. Wir sind das einzige Womo und haben einen herrlichen Ausblick. Am Abend machen wir noch einen kleinen Spaziergang und können jetzt den Katzenbuckel von Weitem in der Sonne sehen. Und tatsächlich kommt ab 22 Uhr das angekündigte Unwetter.
Wohnmobil-Stellplatz Oberdielbach, Zwingenberger Straße, 69429 Waldbrunn
Wanderung durch die wilde Wolfsschlucht
Die ganze Nacht hat es geschüttet, am Morgen wird der Regen endlich weniger und am Horizont kann man blauen Himmel erahnen. Nach einem ausgiebigen Frühstück brechen wir am Mittag zu einer Wanderung in die Wolfsschlucht auf. Vom Stellplatz gelangen wir nach etwa 2,5 Kilometern zum Eingang der Schlucht. Diese ist als alpiner Klettersteig ausgewiesen, was uns dann aber doch ein wenig übertrieben vorkommt. Gut, der Pfad ist nicht immer erkennbar, teilweise mit Stahlseilen gesichert, der Bach muss mehrfach überquert werden und es ist rutschig. Ein Erlebnis ist es allemal, aber alpine Klettersteige haben wir definitiv schon anders erlebt. Nach etwa zwei Kilometern erreichen wir das Ende der Schlucht und somit Burg Zwingenberg. Von hier aus hat man einen herrlichen Blick in das Neckartal. Die Burg kann aber leider nicht besichtigt werden. Über Zwingenberg geht’s für uns den Wanderweg 53 durch Wald und Wiesen zurück zum Wohnmobil. Am Ende haben wir 12 Kilometer hinter uns und können den Rest des Tages bei herrlichem Sonnenschein genießen!
Von Oberdielbach nach Neunkirchen
Heute zieht es uns weiter, zudem brauchen wir Wasser. Auf dem Stellplatz im fünf Kilometer entfernten Eberbach direkt am Neckar gibt es eine Ver- und Entsorgung. Der Stellplatz hier sagt uns aber überhaupt nicht zu, so dass wir auf der anderen Seite des Neckars wieder hochfahren und Neunkirchen ansteuern. Hier erwartet uns ein toller Stellplatz mit Panoramablick. Und wieder stehen wir alleine. Und hier im Ort gibt es immerhin einen kleinen Lebensmittelmarkt, wo es auch frische Brötchen gibt.
Wohnmobil-Stellplatz Neunkirchen, Zwingenberger Straße 1, 74867 Neunkirchen
Radtour am Neckar enlang und nach Mosbach
Da es heute erst ab dem Nachmittag regnen soll, nehmen wir die Fahrräder und rollen hinunter zum Neckar. Hier entscheiden wir uns für Fahrtrichtung flussaufwärts. Der Neckarradweg ist wirklich angenehm zu fahren und auch nicht so voll. Als wir irgendwann etwas unentschlossen an einer Kreuzung stehenbleiben, werden wir prompt angesprochen, ob man uns helfen könne. Da wir uns hier ja so gar nicht auskennen, empfiehlt uns der junge Mann einen Besuch der Mosbacher Innenstadt. Gesagt, getan. An der Elz entlang geht es die fünf Kilometer nach Mosbach. Die Stadt ist wirklich hübsch mit seinen Fachwerkhäusern. Wir entscheiden uns gegen ein Eis (die Schlange ist zu lang) und holen uns etwas beim Bäcker raus. Dann geht’s auch schon wieder zurück, man weiß ja nie, wann das Wetter umschlägt und wir haben noch 25 Kilometer vor uns. Das gemeinste ist aber , dass wir nach Neunkirchen zurück noch eine richtig heftige Steigung zu bewältigen haben. Als auch das geschafft ist und wir unseren Alpa wieder erreichen, fängt es leicht an zu regnen. Alles richtig gemacht. Das richtige Unwetter kommt allerdings erst in der Nacht…
Von Neunkirchen nach Aglasterhausen-Michelbach
Am Morgen regnet es und um uns herum ist alles grau. Obwohl der Stellplatz in Neunkirchen wirklich schön ist, fahren wir ein paar Kilometer weiter und finden in Michelbach einen mindestens genauso schönen Stellplatz, wo wir (natürlich) wieder alleine stehen. Leider hört es den ganzen Tag nicht auf zu regnen, aber wir gehen dennoch eine kleine Runde („Kleeberg-Weg“). Dieses Mal bleibt dank Plastiktüten alles heil.
Wohnmobil-Stellplatz Aglasterhausen-Michelbach, Am Bollenberg/ Freizeitanlage, 74858 Aglasterhausen
Wanderung Kleeberg-Weg
Diese kurze Wanderung über sechs Kilometer mit etwa 400 Höhenmetern haben wir im strömenden Regen gemacht. Bei Sonne wäre sie um ein Vielfaches schöner, aber auch so hat es sich gelohnt.
Von Michelbach in die Werkstatt nach Waghäusel
Nach einer absolut ruhigen Nacht geht es heute für uns nach Waghäusel zur Werkstatt. Es regnet nach wie vor. Zum Glück standen wir auf Asphalt. Als wir gegen Mittag in Waghäusel ankommen stellen wir den Alpa auf dem werkstatteigenen Stellplatz ab und spazieren zum nächsten Einkaufszentrum, welches allerdings ein paar Kilometer entfernt ist. Uns gefällt es hier nicht wirklich gut, aber es ist ja auch nur Mittel zum Zweck.
Am nächsten Morgen geben wir unseren Alpa ab, bekommen einen Leihwagen und fahren nach Heidelberg. Es regnet nach wie vor und bei unserem Leihwagen geht nicht mal die Heizung. Schlimmer noch: der Wagen meldet permanent, dass der Motor überhitzt und wir den Motor abschalten sollen. Okay, die 25 km nach Heidelberg schafft der Wagen und zurück kommen wir mit einigen Pausen auch. Zwischendurch hat es leider kaum aufgehört zu regnen. Unterwegs hören wir von der verheerenden Flutkatastrophe im Ahrtal und können es gar nicht glauben. Wobei wir uns bei den Wassermassen, die wir hier die Tage abbekommen haben, schon überlegt haben, was da noch kommen soll…
Nachdem wir unseren Alpa wieder haben (die Werkstatt hat gerade mal vier Stunden benötigt), beschließen wir, zügig gen Heimat zu fahren. Heute passieren wir noch Frankfurt und stellen uns auf den Stellplatz in Münzeberg. Unterwegs kommen uns diverse Konvois von THW, Feuerwehr und Katastrophenschutz entgegen. Es ist einfach unheimlich, was wir hier nur am Rande mitbekommen. Was man in den Nachrichten sieht, ist kaum vorstellbar und dennoch fast um die Ecke.
Am nächsten Tag fahren wir nur noch so schnell wie möglich nach Hause.
Fazit
Dieser Trip war absolut spontan und ungeplant. Als Ziel stand lediglich der Odenwald, da dieser in der Nähe der Werkstatt liegt. Dass es uns hier so gut gefallen würde, hätten wir nicht gedacht. Es ist eben alles etwas kleiner, weniger spektakulär, aber dafür ruhig und entspannt. Und wer den Rummel sucht, hat Heidelberg gleich um die Ecke.
Und die Auflastung? Auch die hat sich gelohnt. Wir haben das Gefühl, der Wagen schwebt jetzt über die Straße, Schlaglöcher scheinen gemindert zu sein. Zudem ist der gesamte Wagen jetzt höher, so dass wir keine Angst mehr haben müssen, bei jeder noch so kleinen Steigung hinten aufzusetzen. Einfach nur toll. Ach ja, und dann sind da natürlich noch die 300 Kilogramm, die wir jetzt mehr auf der Hinterachse haben dürfen.