Wir fahren hoch zum Col de Montgenèvre
Nach einigen Tagen am Lac du Mont Cenis wollen wir mal wieder weiter. Eigentlich soll es in den Nationalpark Vanoise gehen, aber die Wettervorhersage ist alles andere als gut. Und so geht es kurzerhand wieder hinunter nach Susa (etwa 1.500 Höhenmeter tiefer) , wo wir uns beim italienischen Lidl noch einmal mit Lebensmitteln eindecken und dann gleich hoch zum Col de Montgenèvre (gut 1.400 Höhenmeter hinauf) fahren. Im Gegensatz zum Mont Cenis, wo es eigentlich nichts gab, stehen wir hier oben mitten in einer Ski-Hochburg. Allerdings hat alles geschlossen. Wirklich alles…selbst der Bäcker.
Richtig hoch: Der Wohnmobil-Stellplatz am Col de Montgenèvre
Als wir am Stellplatz, den wir bereits von früheren Reisen kennen, ankommen, sind wir absolut erstaunt: fast alles frei! Von den 220 Stellplätzen werden gerade mal drei als belegt angezeigt. Und das an einem langen Wochenende in Frankreich. Uns soll es recht sein. Wir suchen uns ein schönes Plätzchen und frühstücken gemütlich vor dem Womo. Anschließend machen wir einen Spaziergang durch den ausgestorbenen Ort Montgenèvre, suchen uns ein paar Wanderungen heraus und genießen den Rest des Tages vor dem Wohnmobil beim Blick in die Berge.
Wohnmobilstellplatz Montgenevre, N94, 05100 Montgenèvre (Homepage)
Unser höchstes Wanderziel: der Mont Chaberton
Nachdem wir gestern durch Zufall gelesen haben, dass sich auf dem Mont Chaberton eines der höchsten Forts der Alpen befindet, klingelt heute der Wecker, damit wir rechtzeitig loskommen. Der Wanderweg ist mit vier Stunden angegeben. Vom Stellplatz aus geht es zunächst leicht ansteigend am Rio Secco entlang, den man nach knapp vier Kilometern quert. Hier hat man bereits den Col du Chaberton vor Augen, ganz weit oberhalb des riesigen Geröllfeldes, das man nun erklimmen muss. Aber der Weg ist dank vieler Serpentinen zum Glück gut begehbar. Am Col angekommen trifft uns allerdings fast der Schlag: man kann das Fort erahnen, aber es scheint unendlich weit weg. Da Jammern nichts hilft, gehen wir weiter und können es kaum glauben, dass wir nach vier Stunden Aufstieg auf 3.131m Höhe stehen. Auf einem Gipfel, den es gar nicht mehr gibt, denn es wurden damals für den Bau der Festung sieben Meter (!) abgetragen. Es ist kaum vorstellbar, wie dieses Fort damals in solch schwindelerregender Höhe errichtet werden konnte. Nach einer ausgiebigen Pause machen wir uns an den Abstieg. Gar nicht so einfach bei den Menschenmassen, die uns auf dem ganzen Weg noch so entgegenkommen. Und zwar bei strahlendem Sonnenschein und entsprechend warmen Temperaturen! Nach knapp 17 Kilometern und gut 1.400 Höhenmetern kommen wir völlig kaputt wieder am Womo an und können es immer noch nicht glauben, dass wir auf dem alles überragenden Berg gestanden haben.
Mont und Fort Chaberton
Auf dem Gipfel des Mont Chaberton befinden sich die Überreste des italienischen Forts Chaberton, welches ab 1891 gebaut wurde und somit die höchste Festung Europas war. Der Gipfel wurde um etwa 6-7 Meter abgeflacht, um eine gleichmäßige Oberfläche für die Atellerietürme zu haben. Die acht Türme wurden jeweils 12 Meter hoch gebaut, um den höchsten aufgezeichneten Schneefall zu überwinden. Das Fort wurde „Fort of the Clouds“ genannt, weil es oft in den Wolken versteckt war. 1940 wurden sechs der acht Türme durch Frankreich vom Fort Janus aus zerbombt. Durch den Friedensvertrag von Paris im Jahr 1947 wurden der Gipfel samt Fort an Frankreich abgetreten. 1957 wurden alle Reste der Geschütze und Rüstungen entfernt. Die Reste der acht Atellerietürme sind vom italienischen Susatal aus aber weithin sichtbar und wirken wie eine Krone.
Spaziergang ins italienische Claviere
Heute legen wir eine Pause ein und machen nur einen kleinen Spaziergang nach Italien. Genauer gesagt nach Claviere, was ungefähr genauso weit ist wie Montgenèvre. Allerdings staunen wir nicht schlecht, denn hier hat fast alles geöffnet: Restaurants, Alimentari und auch die Hängebrücke Ponte Tibetano über die Gorge di San Gervasio. Wir schauen uns das bunte Treiben im Ort ein wenig an, gehen dann aber wieder zurück. Heute müssen sich unsere Beine erholen.
Wanderung zum Fort du Janus
Da das Wetter nach wie vor gut ist, schnüren wir heute noch einmal unsere Wanderschuhe. Ziel ist das Fort auf dem Le Janus, den Berg, den wir ebenfalls vom Wohnmobil aus sehen können. Zunächst ist der Weg gut ausgeschildert, aber leider verliert er sich dann irgendwann zwischen den vielen Skipisten. Wirklich verlaufen kann man sich allerdings nicht, denn die Skistationen sind allgegenwärtig. Wir nehmen den von der Tourist-Info vorgeschlagenen Weg über den Col des Gondrans zur gleichnamigen Festung. Dieses Fort ist schon faszinierend und bietet einen fantastischen Blick zum Fort du Janus. Wir gehen jetzt ein ordentliches Stück bergab, bevor wir die Militärstraße hinauf zum Fort du Janus erreichen. Diese führt am steilen Hang hinauf zum Fort, von wo aus man wieder einmal ein unbeschreibliches Panorama hat. Sogar unser Wohnmobil können wir von oben sehen. Zurück gehen wir den kürzesten Weg und kommen am Nachmittag nach 18 Kilometern und knapp 1.100 Höhenmetern wieder am Stellplatz an, wo mittlerweile nur noch zwei andere Wohnmobile stehen.
Fort du JAnus
Das Fort wurde ab 1886 auf dem gleichnamigen Gipfel in 2.529m Höhe erbaut und vor Beginn des 2. Weltkrieges weiter ausgebaut. Fort du Janus war nicht unerheblich am Beschuss des Forts auf dem Mont Chaberton beteiligt und hat dieses letztlich auch „zum Schweigen gebracht“.
Das Fort du Gondran in unmittelbarer Nähe des Sommet des Anges befindet sich in einer Höhe von 2.450m und gehört ebenso wie das Fort du Gondran zur etwa 1.000 Kilometer langen sogenannten Maginot-Linie, die ab dem Jahr 1930 als Befestigungsanlage gegen deutsche und italienische Angriffe geplant und erbaut wurde.
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