Nachdem wir in den letzten Tagen die eindrucksvollen Katharerburgen kennengelernt haben, erwarten uns auf dieser Etappe weitere Erlebnisse in den Pyrenäen: traumhafte Tour-de-France-Pässe, spektakuläre Natur und der unbeschreibliche Pilgerort Lourdes.

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Das erste Erlebnis: Gasflaschenkauf in Les Cabannes

Von Porté-Puymorens fahren wir zunächst nach Les Cabannes, aber nicht, ohne unterwegs eine französische Gasflasche zu erwerben. Okay, das hat eigentlich nichts mit den Pyrenäen zu tun, aber ein Erlebnis ist es schon. Wir haben uns für dieses Vorhaben extra einen kleinen Supermarkt ausgesucht, da wir nicht ganz genau wissen, was auf uns zukommt. Und im Nachhinein war es wirklich lustig: die einzige Verkäuferin in dem Supermarkt kannte sich mit den Gasflaschen nicht aus, so dass der Filialleiter ins Spiel kam. Beide zusammen haben uns dann beim Ausfüllen des Formulars und Aussuchen der richtigen Flasche geholfen. Super freundlich!! Währenddessen wurde die Schlange an der Kasse immer länger. In Deutschland hätte vermutlich schon längst jemand losgepöbelt, aber hier ist es einfach nur entspannt!

Auf dem Stellplatz in Les Cabannes treffen wir die Holländer wieder, die schon in Thuès-entre-Valls neben uns standen. Klein ist die Welt…

Wohnmobil-Stellplatz: Quartier la Bexane, 09310, Les Cabannes (der Platz liegt direkt hinter dem Polizeigebäude)

Sainte-Marie de Campan: zwischen Col du Tourmalet und Col d‘Aspin

Wir fahren am nächsten Tag früh weiter, da wir eine längere Strecke bis nach Sainte-Marie de Campan vor uns haben. Wir finden einen kleinen Campingplatz direkt am Fuße des Tourmalet auf dem wir ganz alleine stehen. Das ist schon mal sehr schön. Leider hat er keine VE für Wohnmobile, dafür muss man ins Dorf fahren. Aber wenn man das weiß, kann man es einplanen.

Campingplatz Campan

Camping Les Rives de L’Adour, D918 (Ri. Col du Tourmalet), 65710 Campan (Homepage)

Pass-Erlebnis: Col du Tourmalet

Am nächsten Morgen starten wir bereits früh zu unserer Radtour auf den Tourmalet, da es wieder sehr warm werden soll. Die ersten Kilometer haben noch eine moderate Steigung, aber dann wird es richtig steil. Aber der Ausblick, insbesondere zum Pic du Midi de Bigorre mit seinem Observatorium entschädigt für alles. Etwas schockt uns allerdings das Parkplatzschild für 2.500 Autos und der dann folgende Ort La Mongie 1900. Eine Hotelhochburg mit riesigen Parkplätzen mitten in der schönsten Landschaft! Hier steppt im Winter wohl der Bär. Für uns geht es weiter bergauf, es wird immer karger und plötzlich stehen wir inmitten einer Lama-Herde! Als wir da durch sind, steht und liegt noch eine Schafherde vor uns auf der Straße, aber auch die haben Mitleid mit uns und machen den Weg frei. Und dann sind wir endlich oben, auf dem höchsten Pass der Pyrenäen, dem Col du Tourmalet. Wir genießen das bunte Treiben, machen die obligatorischen Erinnerungsfotos (leider ohne die Skulptur  „Géant du Tourmalet“) und lassen uns wieder runterrollen! So sind wir mittags wieder auf dem Campingplatz.

Und noch ein Pass-Erlebnis: Col d'Aspin

Ob es an der Hitze liegt oder weil wir noch so überwältigt sind vom Tourmalet, wissen wir nicht. Auf jeden Fall kommen wir noch auf die Idee, kurz in die entgegengesetzte Richtung zu fahren und „noch mal eben“ den Col d’Aspin mitzunehmen. Vom Campingplatz geht es recht eben bis zum Dorf Espiadet, erst danach windet sich die Straße auf 5 km mit ordentlich Steigung durch dichten Wald den Berg hinauf. Wir müssen richtig kämpfen. Als sich der Wald lichtet und wir den Col erahnen können, sind wir auch schon fast da. Okay, wir müssen noch durch ein paar Kühe fahren, aber dann…auch hier ist der Ausblick wirklich schön, aber heute sind wir doch schon etwas verwöhnt! Völlig am Ende fahren wir ohne längeren Aufenthalt zum Campingplatz zurück.

In Zahlen: Die Tour zum Col du Tourmalet war insgesamt 32 Kilometer lang mit 1.171 Höhenmetern und zum Col d’Aspin 29 Kilometer mit 692 Höhenmeter.

Natur-Erlebnis pur: Cirque de Gavarnie

Da wir uns am nächsten Morgen nicht mehr bewegen können und ja nun wissen, dass die Straße über den Col du Tourmalet super ausgebaut ist, verlassen wir den Campingplatz und fahren dieses Mal mit dem Wohnmobil über den Col du Tourmalet und weiter nach Gavarnie.

 

Auf dem naturnahen Stellplatz bekommen wir einen schönen Platz und machen uns gleich nach dem Frühstück auf den Weg zum Cirque de Gavarnie. Von diesem Felsenkessel hatten wir bereits einiges gelesen, nun wollen wir ihn sehen. Der Ort Gavarnie ist vom Tourismus geprägt und auf dem sehr gut ausgebauten Weg zum Cirque laufen mindestens genauso viele Pferde und Esel wie Menschen. Nach etwa einer Stunde Fußmarsch erreichen wir den gigantischen Talkessel. Bereits von weitem ist der Anblick ein wahres Wunderwerk. Die umliegenden Berge türmen sich über 1.500 Meter hoch, einer der vielen Wasserfälle kommt aus 422m Höhe und man fühlt sich plötzlich ziemlich klein! Die Aussicht in alle Richtungen ist sensationell. Über verschiedene Trampelpfade nähern wir uns dem Wasserfall, wobei es auch noch einige Schneefelder zu überwinden gibt. Wahnsinn. Diesen Ort sollte man unbedingt mal besucht haben. Auf den Fotos kommt die Atmosphäre des Cirque nicht annähernd zur Geltung.

Nachdem wir uns eine Weile im Kessel aufgehalten haben, folgen wir einem Pfad den Berg nach oben. Wir möchten ungerne den gleichen Weg wieder zurückgehen und hatten irgendwo ein Wanderwegweiser gesehen. Den finden wir zwar nicht, aber die Richtung stimmt! Man erkennt noch den Pfad, aber das hat nichts mit den sonst so vorbildlich ausgeschilderten Wanderwegen in Frankreich zu tun. Immerhin können wir ganz weit unter uns den immer noch gut besuchten Weg nach Gavarnie sehen, also stimmt die Richtung immer noch. Letztlich endet der Pfad an der Straße, die direkt zum Stellplatz führt. Glück gehabt!

Wohnmobil-Stellplatz Gavarnie, route du col des Tentes – D923, 65120 Gavarnie-Gèdre (Homepage)

Aucun

Die Gegend rund um Gédre ist wunderschön und wir werden sicherlich auch noch mal wiederkommen, auf jeden Fall um auch mal den Cirque de Troumouse zu besuchen, aber im Moment sind uns hier zu viele Menschen. Und so fahren wir weiter auf den Spuren der Tour de France. Es geht jetzt ins Vallée d’Ossau, wo wir nach längerem Suchen zum Glück einen geöffneten und wirklich liebevoll angelegten Campingplatz finden. Als einzige Gäste hier, haben wir freie Platzwahl. Mit Blick in die Berge und die direkt vor uns landenden Paraglider genießen wir erstmal ein ausgiebiges Frühstück, dann holen wir unsere Mopete raus und fahren damit zum Lac d‘Estaing! Hier ist heute ein Drachenfestival und die Stimmung gleicht einem Volksfest (okay, es ist nicht wirklich voll). Die Landschaft ist ein Traum und lädt eigentlich zum Wandern ein. Wir wollen aber am nächsten Tag Radfahren und merken uns den See für einen später Trip hierher.

Camping Azun Nature, Route des Poueyes 1, 65400 Aucun (Homepage)

Und noch mehr Pass-Erlebnisse: Col du Soulor und Col D'Aubisque

Am nächsten Morgen starten wir zu unserer Radtour zum Col d’Aubisque. Die Campingplatzbetreiberin wünscht uns viel Spaß mit den Worten, es sei nicht allzu schwer. Im Nachhinein fragen wir uns, ob sie es ironisch meinte oder wir sie einfach nicht richtig verstanden haben, denn uns kam die Auffahrt zum Col unendlich schwer vor. Die Straße führt zunächst auf den dem Col d’Aubisque vorgelagerten Col du Soulor. Diesen erreichen wir nach neun Kilometern mit etwa 700 Höhenmetern. Zum Glück bietet der Wald teilweise angenehmen Schatten und die immer wieder wunderschönen Blicke zurück ins Azun-Tal und in die umgebenden Berge lenken etwas von der Anstrengung ab. Der Col du Soulor entschädigt aber bereits für die Anstrengung: Auf der Passhöhe gibt es einen schönen Ausblick auf die kommenden Kilometer zum Col d‘Aubisque und die umliegenden Berge.

Vom Col du Soulor wird die Straße dann spektakulärer: nachdem es zunächst wieder bergab geht, führt die Straße sodann in einer nahezu senkrechten Felswand (Cirque du Litor) mehrere hundert Meter über dem Abgrund entlang, natürlich gespickt mit mehreren kleineren Tunneln. Die Landschaft wird immer karger, Bäume sucht man vergebens, aber nach gut neun Kilometern haben wir es dann auch endlich geschafft. Hier oben steht eine Skulptur in Form von drei überdimensional großen Rennrädern in den Farben gelb, grün und rot-weiß gepunktet, perfekt für ein Andenkenfoto!

Auf dem Rückweg haben wir wieder den Anstieg zum Col du Soulor vor uns, aber auch den schaffen wir irgendwie, so dass wir anschließend nur noch zum Campingplatz runterrollen.

Erlebnis Lourdes

Nach drei wunderschönen, entspannten Tagen auf dem kleinen Campingplatz schlägt das Wetter um, so dass uns die Entscheidung, wie lange wir noch bleiben, abgenommen wird.

Keine 30 Kilometer von Aucun entfernt liegt der Wallfahrtsort Lourdes. Was auch immer wir erwartet haben, das, was wir hier sehen, ist es nicht. Christen aus aller Welt pilgern an diesen Ort, wo zahlreiche, medizinisch nicht erklärbare Heilungen geschehen sein sollen. Dies zieht einen nicht unerheblichen Touri-Nepp mit sich: Geschäfte, die ausschließlich Wasserflaschen und Kanister, Kerzen (auch mannshoch) und andere Souvenirs verkaufen, eine kleine Bimmelbahn, die durch den Ort fährt usw., usw. Hier tummeln sich unendlich viele Menschen, selbst bei dem schlechten Wetter, das wir hier erwischt haben.

Marienerscheinungen in Lourdes

In der Zeit vom 11. Februar bis zum 16. Juli 1858 soll der 14jährigen Bernadette Soubirus wiederholt vor der Grotte von Massabielle die Mutter Gottes erschienen sein. Während einer dieser Erscheinungen soll Bernadette aufgefordert worden sein, das Wasser aus einer Quelle zu trinken. Dieses Wasser soll Heilkräfte besitzen.

Jährlich pilgern nun etwa sechs Millionen Besucher nach Lourdes und Tausende nehmen – im festen Glauben an eine mögliche Heilung – Bäder im Quellwasser. Von den fast 7.000 Heilungen, die im medizinischen Büro seit seiner Gründung gemeldet wurden, hat die römisch-katholische Kirche bis heute 70 als Wunder anerkannt.

Im sogenannten „heiligen Bezirk“ befinden sich die Grotte von Massabielle, verschiedene Kirchen, darunter die Rosenkranz-Basilika, die Maria-Empfängnis-Basilika und eine unterirdische Basilika, die 25.000 Menschen fasst sowie das Krankenhaus für die kranken Pilger. Zudem wurde eine Esplanade errichtet, um Pilgern den Zugang zur Grotte zu erleichtern. Vor der Grotte stehen Sitzbänke, um Pilgern das Gebet zu ermöglichen.

Weiter nach Urdos

Uns ist das doch etwas zu viel, wir fahren wieder zurück in die Berge. Wir haben uns einen kleinen Campingplatz in Urdos, rausgesucht. Urdos liegt ein paar Kilometer vor dem Col du Somport, einem der ältesten Pyrenäenübergänge und Grenze zwischen Frankreich und Spanien. Da es für den motorisierten Verkehr einen Straßentunnel gibt, wollen wir eigentlich mit dem Fahrrad zum Col. Eigentlich. Denn bei unserer Ankunft in Urdos regnet es. Auch am nächsten Morgen sehen wir vor Nebel nichts! Die Wettervorhersage sagt keine Wetterveränderungen für die nächsten Tage an, so dass wir nach nur einer Nacht weiterfahren.

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Campingplatz in Urdos

Camping le Gave d’Aspe, 64490 Urdos (Homepage)

Erlebnis Schlucht: Sainte-Engrace und die Gorges de Kakuetta

Trotz des Wetters bleiben wir in den Pyrenäen. Wir haben noch eine Schlucht rausgesucht, die wir heute erwandern wollen. Die Gorges de Kakuetta bei 64560 Sainte-Engrace. Die Anfahrt dorthin ist allerdings etwas anstrengend, denn hier passiert uns das, wovor wir uns immer gefürchtet hatten: uns kommt auf schmaler Straße ein LKW entgegen und wir müssen ein ganzes Stück rückwärts fahren. Natürlich geht es auf einer Seite ziemlich tief runter und natürlich gibt es auch keine Randbegrenzung. Aber alles geht gut!

Leider ist das Wetter auch hier nicht so gut, aber da man in der Schlucht eh einen Helm tragen muss, stört das Wasser von oben nicht so. Der Weg durch die Schlucht ist wirklich schön angelegt, aber bereits nach knapp drei Kilometern sind wir durch und gehen mangels Alternative auf demselben Weg zurück. Zum Glück ist heute gar nichts los, so dass wir niemandem begegnen. Insgesamt ein netter Ausflug und völlig anders als die Gorges du Caranca.

Da man auf dem Parkplatz der Schlucht für 24 Stunden stehen darf, übernachten wir hier so ziemlich alleine!