Côte Sauvage, Côte de Granit Rose, Côte d’Emeraude, die Liste der Küsten der Bretagne lässt sich unendlich weiterführen und von der ein oder anderen hat jeder sicherlich schon einmal gehört. Die Küsten der Bretagne sind eines der vielseitigsten Meeres-Küstengebiete Europas. Entsprechend touristisch ist dieser Landstrich geprägt. Wir wagen nach den fast menschenleeren Pyrenäen einen Besuch und lernen wunderschöne Ecken dieser faszinierenden Küste kennen, aber der Tourismus, und hier insbesondere der Wohnmobil-Tourismus, hat seine Spuren hinterlassen.
Unsere Stationen an der bretonischen Küste
Raus aus den Pyrenäen nach Saint-Romain-la-Virvée
Da es sich in den Pyrenäen nun so richtig eingeregnet hat, steht der Entschluss: wir verlassen die Pyrenäen! Wir müssen nicht lange fahren und der Regen hört auf. Nur durch einen Blick in den Rückspiegel kann man erahnen, wie der Regen noch in den Bergen festhängt. Wir durchqueren die unendlichen Weiten des Départements Landes, fahren quer durch Bordeaux und kommen um 21 Uhr auf dem sehr gut besuchten Stellplatz in Saint-Romain-la-Virvée an. Hier haben wir aber noch immer 25°C und Sonne! Herrlich.
Wohnmobil-Stellplatz, Rue des Milonis, 33240 Saint-Romain-la-Virvée
Endlich an der Küste: Royan
Die ganze Nacht über bellen Hunde und das Flutlicht am Stellplatz springt immer wieder an. Und das schlimmste: der Regen hat uns eingeholt. So starten wir früh und kommen pünktlich zum Frühstück auf einem Campingplatz in Royan an. Und zwar bei tollem Wetter! Aber just in dem Moment, wo unser Frühstück fertig ist, wird auf dem Platz der Rasenmäher angeworfen! Als der Rasenmäher endlich aus ist, schaltet der Stellplatznachbar seinen Fernseher auf volle Lautstärke…das sind wir nicht mehr gewöhnt! Leider gibt es am Campingplatz weder einen Strand noch eine Promenade. Eigentlich gefällt es uns gar nicht (was auch am mangelnden Schlaf liegen könnte!). Aber zum Glück finden wir den Hinweis auf eine Voie Verte, die wir nach Ronce-les-Bains, dem Übergang zur Ile d’Oleron, fahren. Das bringt richtig Laune und entschädigt für den Campingplatz. Als wir um 17 Uhr zurückkommen hören wir nicht nur den Fernseher des französischen Nachbarn, sondern auch den unserer belgischen Nachbarn…
Ankunft in der Bretagne: Quiberon
Heute fahren wir über 450km zur Halbinsel Quiberon. Hier entscheiden wir uns für einen recht großen Stellplatz. Etwas verwundert sind wir, als an der Schranke vor der Einfahrt aus dem Wohnmobil hinter uns eine Frau rausspringt und dann vor uns auf dem Weg geht und uns nicht vorbeifahren lässt. Dann wird uns der Grund klar: sie sucht einen Stellplatz. Allerdings passt ihr Verhalten zu einer Vielzahl von Womo-Fahrern hier: ein Dickschiff mit Anhänger und Auto gönnt sich gleich 5 Stellplätze, andere nutzen nur 3, dafür die mit bester Aussicht. Das Highlight sehen wir aber erst am nächsten Morgen: ein Wohnmobilist steht vom Frühstückstisch mit seiner Frau auf, dreht sich (immerhin) um, pinkelt in die Büsche und setzt sich wieder an den Tisch.
Die wunderschöne, schroffe Cote Sauvage entschädigt zwar für vieles, aber so wirklich warm sind wir mit den Wohnmobilisten an der Küste noch nicht geworden und fahren am nächsten Tag weiter!
Wohnmobil-Stellplatz, Rue de Port Kerne, 56170 Quiberon
Penmarc’h und der Leuchtturm von Eckmühl (Phare d'Eckmühl)
Da der Leuchtturm Phare d’Eckmühl im Reiseführer als sehr sehenswert beschrieben ist, ist unser nächstes Ziel der Ort Penmarc’h. Der Stellplatz hier hat zwar so gar nichts Schönes und ist bis auf den letzten Platz belegt, aber vom Womo aus haben wir Blick auf das Meer! Und dann ist da ja noch der Leuchtturm…ein ganz toll gepflegtes und auf jeden Fall sehenswertes Bauwerk!
Als wir nach der Besichtigung zum Stellplatz zurückkommen, sucht ein weiteres Wohnmobil gerade verzweifelt nach einem Stellplatz. Wir parken noch ein wenig um und machen den Wohnmobilisten glücklich…allerdings kriegen er und wir die Türen kaum noch auf.
Wohnmobil-Stellplatz, Rue du Viben, 29760 Penmarch
Pointe du Raz, der westlichste Punkt der Bretagne
Am nächsten Tag fahren wir weiter in Richtung Pointe du Raz. Da wir einige Stellplätze einfach nicht finden, landen wir letztlich auf dem Parkplatz am Pointe du Van und bekommen den für uns besten Stellplatz: vom Fenster aus haben wir Rundumblick über das Kap! Nachdem wir einen ordentlichen Regenschauer abgewartet haben, wandern wir über den Küstenwanderweg zum Pointe du Raz, dem (fast) westlichsten Punkt der Bretagne. Dabei kommen wir auch an der Baie des Trépassés, der „Bucht der Verschiedenen“ vorbei. Einer Legende nach sollen hier die Seelen der Verstorbenen auf das Totenschiff gewartet haben, um ins Jenseits gebracht zu werden.
Man hat überall wunderschöne Ausblicke auf die schroffe Küstenlandschaft und die Leuchttürme- Allerdings sieht man auch überall Wohnmobile und als wir zurückkommen, ist auch der Stellplatz voll.
Parkplatz Pointe du Van, D7, 29770 Cléden-Cap-Sizun
Auf der Halbinsel Crozon: Camaret-sur-Mer
Gleich am Morgen fahren wir weiter. Auf der Halbinsel Crozon, in Camaret-sur-Mer, entscheiden wir uns für einen großzügig angelegten Stellplatz mit Blick auf den Sportplatz. Nicht schön, aber immerhin nicht so voll. Bei sehr stürmischen Wetter starten wir Mittags zu Fuß zum Pointe de Penhir. Ein weiteres Naturschauspiel in der Bretagne. Die Klippen sind hier 70 Meter hoch und verschiedenartig zerklüftete Felsformationen ragen ins Meer hinein. Ein großes Denkmal erinnert zudem an die bretonischen Freiwilligen, die sich im zweiten Weltkrieg General de Gaulles in England organisierter Widerstands-Streitmacht France-Libre angeschlossen hatten.
Es ist schon sehr überwältigend auf dem Kap, aber da das Wetter zusehends ungemütlicher wird, entschließen wir uns für einen zügigen Rückweg, allerdings nicht, ohne im Hafen von Camaret gewesen zu sein! Hier erwischt uns das Unwetter dann allerdings richtig. Der Regen kommt waagrecht und trotz unserer Regenklamotten bleiben wir nicht trocken. Im Wohnmobil machen wir es uns warm und gemütlich, aber noch die ganze Nacht peitscht der Regen ans Wohnmobil und schaukelt uns hin und her.
Wohnmobil-Stellplatz, Rue Georges Ancey , 29570 Camaret-sur-Mer
Am Morgen hat sich der Sturm gelegt und wir planen gerade den Tag, als vom Nachbarwohnmobil die Tür aufgeht und der Hund rausgelassen wird. Dieser verrichtet sein großes Geschäft direkt vor unserer Aufbautür und verschwindet schnell wieder zu seinem zuhause, wo er auch reingelassen wird. Ohne Worte, aber wir hatten ja schon mal festgestellt, dass die Wohnmobilisten, die hier unterwegs sind, irgendwie anders sind als wir es sonst kennen.
Die Gemüsehauptstadt: Saint-Pol-de-Léon
Uns führt der weitere Weg jetzt nach Saint-Pol-de-Léon, einem Hafenstädtchen, welches als Hauptstadt des Gemüse- und Gartenbaus gilt. Auf dem Stellplatz direkt am Meer bekommen wir noch ein freies Plätzchen in erster Reihe und machen bei Sonnenschein einen langen Spaziergang auf dem Küstenwanderweg vorbei an wunderschönen Gärten, unendlich weiten Artischocken- und Zwiebelfeldern, Palmen und anderen tropischen Pflanzen, dem Fähranleger von Brittany Ferries nach Roscoff! Hier gucken wir uns ein wenig im Hafen um, denn insbesondere der Anlegeplatz für die Fähre zur Ile de Batz ist faszinierend. Leider zieht der Himmel zu und wir haben noch knapp 10 Kilometer Rückweg vor uns, so dass wir zusehen, zum Womo zurückzukommen. Schon am Abend marschieren diverse Jugendliche lautstark am Stellplatz vorbei und das zieht sich gefühlt die gesamte Nacht durch. An Schlaf ist da nicht zu denken…
Wohnmobil-Stellplatz, Quai de Pempoul, 29250 Saint-Pol-de-Léon
Enlang der rosa Granit-Küste nach Pléneuf Val-André
Die Nacht war fürchterlich. Dafür ist das Wetter wieder gut! Wir fahren heute an der angeblich schönen Côte Granit rose entlang. Leider hat man mit dem Wohnmobil kaum eine Chance, irgendwo zu parken. Wenn es keine Verbotsschilder gibt, sind Höhenbeschränkungen vorhanden. Allerdings ist das auch nicht weiter verwunderlich, denn jedes zweite Fahrzeug hier in der Gegend ist ein Wohnmobil. Wir haben kaum noch Lust und suchen uns einen Campingplatz raus, von dem wir hoffen, dass er in einer nicht ganz so touristischen Ecke liegt, in Pléneuf Val-André. Da wir nur zwei Nächte bleiben wollen, bekommen wir den besten Stellplatz des Platzes mit Blick über das Meer! Der Campingplatz liegt zwar nah am Wasser, aber der Weg zum Strand ist steil: das Schild sagt 15%. Noch besser als der schöne Sandstrand ist allerdings der Küstenwanderweg durch die Felsen! Wir verbringen den ganzen Tag damit, Jakobsmuschelschalen zu sammeln, die sich bei Ebbe zwischen den Felsen verfangen haben! Ein Riesenspaß und völlig alleine! Die beiden Tage hier baden wir zudem ausgiebig im Meer! Hier würden wir gerne länger bleiben, aber der Campingplatz ist zum Wochenende bereits ausgebucht.
Camping Les Monts Colleux, 26 rue Jean Lebrun, 22370 Pléneuf-Val-André (Homepage)
Entlang der Smaragd-Küste nach St-Coulomb
Für uns geht es weiter an der Küste entlang. Wir gucken uns das Cap Fréhel und Dinard (Nizza des Nordens und Perle der Smaragdküste) an und landen letztendlich auf einem großen Campingplatz in St-Coulomb. Auch hier bekommen wir wieder einen Stellplatz mit Meerblick. Und das ganze wieder bei schönstem Wetter! Und so geht es für uns zunächst ins Meer!
Cap Fréhel
Dinard
Camping des Chevrets, 38 rue de La Guimorais, 35350 St-Coulomb (Homepage)
Da wir unbedingt Saint-Malo sehen wollen, machen wir uns am nächsten Tag zufuß auf den Weg. Bei Ebbe ist der Weg nicht ganz so weit, weil man dann quer durch das Watt gehen kann. Auf dem Hinweg haben wir leider Flut…Aber nach elf Kilomtern sind wir am Ziel. Saint-Malo ist ebenfalls sehr touristisch geprägt, was nicht verwundert, denn die Stadt gilt aufgrund ihres historischen Stadtkerns sowie ihrer Festungsanlagen als einer der meistbesuchten Touristenorte Frankreichs. Zudem gibt es in der Bucht von Saint-Malo einen der größten Gezeitenunterschiede Europas, denn bis zu zwölf Meter Differenz liegen hier zwischen Niedrigwasser und Hochwasser. Wir gucken uns die wunderschöne Stadt an, kaufen uns was zu essen und Handtücher, denn wir wollen direkt am Wasser zurückgehen. Als wir völlig erschossen wieder am Wohnmobil ankommen haben wir 21 Kilometer in den Beinen und neue, deutsche Stellplatznachbarn mit einem vier Monate altem Baby. Zusammen verbringen wir einen herrlich entspannten Abend bei einem gemeinsamen Abendbrot!
Über Cormeilles und Holland nach Hause
Am nächsten Tag holt uns das schlechte Wetter wieder ein. Wir nehmen noch ein Bad in der völlig aufgewühlten See (eigentlich viel zu gefährlich) und entscheiden uns dann für die Heimreise. Mit einem Zwischenstopp in Cormeilles geht es über den großen holländischen Campingaussatter nach Hause.
Wohnmobil-Stellplatz, Route du Château de Malou, 27260 Cormeilles
Unser Fazit zum Urlaub an der Küste in der Bretagne
Für uns war dies der erste Besuch der Bretagne und wir waren beide begeistert von der zumeist schroffen Küste mit seinen wunderschönen Badebuchten. Aber auch die Ortschaften sind sehr charmant und absolut einen Besuch wert. Dennoch würden wir zumindest die Küste nicht noch einmal zu dieser Jahreszeit (Ende Mai/ Anfang Juni) besuchen. Manchmal hatten wir das Gefühl, es fahren dort mehr Wohnmobile als Autos. Entsprechend häufig findet man Höhenbegrenzungen und Durchfahrtsverbote. Die Stellplätze waren größtenteils voll bis übervoll, so dass wir öfter auf Campingplätze ausweichen mussten. Diese waren dann fest in deutscher, holländische oder britischer Hand. Nur französisch hat man dort nicht mehr gehört. Aber wir wussten auch vorher schon, dass die Bretagne sehr touristisch geprägt ist, so dass wir nicht wirklich überrascht waren.