Chartreuse. Wikipedia unterscheidet zwischen Chartreuse (Gebirge) und Chartreuse (Likör). Wir haben auf dieser Reise-Etappe beides kennengelernt. Das Gebirge ist eng, schroff und dünn besiedelt, der Likör lecker, süffig und hochprozentig.
Von Les Menuires in die Chartreuse
Heute verlassen wir den schönen Stellplatz. Für das ganze Alpengebiet ist schlechtes Wetter angesagt und das wollen wir nicht bei 10°C im Nebel aussitzen. Nachdem wir uns unterwegs mit Baguette eingedeckt haben, geht es durch Chambery in die Chartreuse. Hier wollten wir schon immer mal bleiben, hatten bisher aber immer schlechtes Wetter. Bereits im Vorwege haben wir uns den Stellplatz an der Skistation in Saint Hugues herausgesucht. Zum Glück, sonst hätten wir diesen (offiziellen) Platz niemals gefunden. Ein einfacher Schotterplatz mit traumhaftem Blick ins Tal, umgeben von den Gipfeln des Chamechaude, Grand Som und Charmant Som. Wahnsinn, das ist wieder ein Platz, wie wir ihn mögen. Wer hierher kommt, sollte wissen, dass es in unmittelbarer Nähe eigentlich nichts gibt: keine VE, kein Strom und das nächste (kleine) Lebensmittelgeschäft ist über vier Kilometer entfernt.
Wohnmobil-Stellplatz Saint Hugues de Chartreuse (ohne VE), D57B (Les Égeaux), 38380 Saint-Pierre-de-Chartreuse
Zu Fuss von Saint Hugues nach Saint Pierre de Chartreuse
Nach dem Frühstück machen wir uns zu Fuß auf den Weg in das gut vier Kilometer entfernte St. Pierre de Chartreuse. Als wir dort ankommen, sehen wir hinter uns plötzlich eine graue Wolkenwand und fast zeitgleich fängt es an zu regnen. Aber nicht nur ein bisschen, sondern gleich ein bisschen mehr. Da wir uns unterstellen können und Regensachen dabeihaben, denken wir uns noch nichts dabei. Als der Regen nach 30 Minuten Warten aber immer noch nicht weniger wird, beschließen wir, im Regen zurückzugehen. Das ernüchternde Ergebnis: die besten wasserdichten Schuhe helfen nicht, wenn das Wasser oben reinläuft und auch die besten Regenklamotten sind irgendwann durch…und so kommen wir komplett durchnässt am Womo an und werden freudig winkend von unseren neuen Stellplatznachbarn begrüßt. Aber es war auch gut, dass wir mit dem Rückweg nicht länger gewartet haben, denn der Regen hört bis zum nächsten Morgen nicht auf.
Wanderung zur Grande Chartreuse - La Correrie
Heute soll es am Nachmittag wieder regnen, aber am Morgen sieht das Wetter noch richtig gut aus. Und so wandern wir los in Richtung des Klosters Grande Chartreuse. Leider ist auf keinem der Wanderschilder das Kloster ausgeschildert, so dass wir unfreiwillig einige Umwege gehen. Als wir endlich ankommen, stellen wir fest, dass wir immer in Richtung „La Correrie“ hätten gehen müssen, aber das wussten wir nicht. An dieser „Zweigstelle“ des Klosters gibt es ein Klostermuseum mit einen kleinen Shop, wo wir Chartreuse-Likör kaufen wollen. Das Museum erreichten wir nach sieben Kilometern und zwei Stunden auf schlammigen, matschigen, lehmigen, rutschigen Wegen (dem gestrigen Dauerregen sei Dank), um festzustellen, dass der Shop erst in zwei Stunden aufmacht. Außerdem sieht der Himmel auch so aus, als würde es gleich wieder regnen. Und so gehen wir lieber nicht bis zum Kloster weiter, sondern gleich wieder zurück. Und tatsächlich schaffen wir es noch im Trockenen zurück… gerade noch, denn kurze Zeit später fängt der Regen an. Als das Regengebiet durchgezogen ist, ist es zum Glück noch so warm, dass wir in T-Shirts den Sonnenuntergang draußen genießen können. Und zwar mit Blick zum Charmant Som, dessen Gipfel etwa 11 Kilometer Wanderweg von uns entfernt ist.
Wanderung auf den Charmant Som
Beim Kartenstudium am Morgen stellen wir fest, dass man mit dem Motorrad bis kurz vor dem Gipfel des Charmant Som fahren kann. Gesagt, getan. Motorrad raus und los geht’s. Zum Glück rollen wir für französische Verhältnisse recht früh (10 Uhr) und fahren über den Col de Porte, wo gerade eine Oldtimer-Rallye startet, und die D57E zur Auberge de Charmant Som. Der Parkplatz ist bereits sehr gut gefüllt, aber mit unserem kleinen Motorrad bekommen wir am Rand noch einen Platz. Die Menschenmassen bewegen sich bereits zum Gipfel…und wir reihen uns ein, auch wenn es überhaupt nicht unser Ding ist. Aber am Gipfel, auf den wir nicht mal eine Stunde gegangen sind, haben wir einen so grandiosen Ausblick, sowohl zu unserem Wohnmobil als auch zum Kloster, dass wir kurzerhand beschließen, auf dem Rückweg dem Kloster noch einen Besuch abzustatten. Und so geht’s bergab, wieder vorbei an diversen Kühen und vielen, vielen Wanderern, die jetzt erst hoch kommen. Unser Motorrad ist mittlerweile umrahmt von diversen Harleys und sticht jetzt ganz besonders hervor. Das war eine kleine Wanderung (Hin- und Rückweg zusammen drei Kilometer und 240hm) mit einer absolut beeindruckenden Aussicht!
Und zum Monastère de la Grande Chartreuse
Wir fahren wieder runter, vorbei an unserem Wohnmobil und hinauf zur Correrie. Hier parken wir, gehen die zwei Kilometer hinauf zum Kloster, welches man aber nicht besichtigen kann und anschließend, als es endlich 14 Uhr ist, können wir endlich in den Klosterladen, um eine Flasche Chartreuse zu kaufen. Und dann geht’s zurück zum Stellplatz. Heute hält sich das Wetter bis die Sonne hinter den Bergen verschwindet und es zu kalt zum Draußensitzen wird.
Wanderung durch den Cirque de Saint Même
Heute nutzen wir wieder unser Motorrad, um in Richtung des Felsenkessels Cirque de Saint Même zu fahren. Insgesamt sind es etwa 18 Kilometer und das letzte Stück bis zum Parkplatz ist schon sehr schmal. Tatsächlich müssen wir sogar jetzt noch Parkplatzgebühren bezahlen, was außerhalb der Ferien wirklich eine Ausnahme ist. Viel los ist auf dem Parkplatz auch nicht, außer ein paar Wohnmobile, die sich über die schmale Straße her getraut haben. Und dann wandern wir los. Eine Karte mit den Wegen haben wir nicht, es ist auch nirgends eine angeschlagen. Aber da Wegweiser mit verschiedenen Wanderwegen am Wegesrand stehen, entscheiden wir uns für den Wasserfallweg, einfach weil der Name am besten klingt. Völlig unerwartet geht es eine ganze Weile steil bergauf, bis wir an einem Wasserfall sind. Es ist schon nett hier, aber ehrlich gesagt, hatten wir doch etwas mehr erwartet. Wir sind da allerdings auch ein wenig verwöhnt (u.a. mit dem Cirque du Fer-à-Cheval oder dem Cirque de Gavarnie unserer Frankreichrundfahrt). Schön ist es hier aber trotzdem, nur eben nicht so spektakulär. Nach 3,5 Kilometern sind wir wieder am Parkplatz.
Zurück fahren wir durch die Gorges de Guiers Vif, die uns allerdings wirklich enttäuscht. Hier hatten wir uns enge Felsvorsprünge vorgestellt, stattdessen ist diese Schlucht wahrscheinlich besser mit dem Wohnmobil zu fahren als die Gorges du Guiers Mort, durch die wir gefahren sind. Als wir am Nachmittag zurück am Wohnmobil ankommen, ist der Himmel blau und wir haben die beste Sicht auf die Berge. Ein gelungener Abschluss, denn morgen werden wir diesen tollen Stellplatz verlassen. Wir brauchen unbedingt Wasser und müssen unser Abwasser mal loswerden.
Von Saint Hugues de Chartreuse über La Morte nach Valbonnais/ Les Verneys
Am Morgen trinken wir noch gemütlich einen Kaffee in der Sonne, bevor wir schweren Herzens aufbrechen. Durch die Gorges de Guiers Morts mit ihren Tunneln (in der Mitte 3,80m, rechts und links aber nur 2,80m) geht’s runter und weiter nach Voiron, wo wir zwar das Abwasser loswerden, aber kein Frischwasser aufnehmen mögen. Das bekommen wir aber in Sassenage, wo wir auch gleich in einem riesigen Supermarkt einkaufen. Hier unten haben wir über 30°C, was nicht wirklich unser Ding ist, so dass wir gleich zum nächsten Stellplatz weiterfahren: nur 40 Kilometer weiter nach La Morte im Skigebiet Grand Serre. Die Anfahrt ist allerdings sehr mühsam, da die Straße sehr eng ist und gefühlt fast 20 Kilometer nur aus Kurven besteht. Dann sind wir aber endlich irgendwann oben und was müssen wir sehen: auf dem Stellplatz steht man eng an eng, wie die Ölsardinen. Wir essen erstmal gemütlich, um festzustellen, dass wir von den Fernsehern beider Nachbarwohnmobile gleichzeitig beschallt werden. Darauf haben wir einfach keine Lust. Und auch wenn wir keine Lust aufs Weiterfahren haben, suchen wir uns in 20 Kilometern einen Campingplatz raus zu dem wir auf der anderen Seite des Passes hinunterfahren. Dankenswerterweise zweigt 50 Meter vor dem Campingplatz noch ein Weg zu einem kostenlosen und leeren Stellplatz ab. Und da es mittlerweile eh schon 17 Uhr durch ist, nehmen wir spontan diesen Platz und können noch ewig lange draußen sitzen.
Wohnmobil-Stellplatz Valbonnais (ohne VE), Route des Verneys, 38740 Valbonnais (Homepage)
Die Etappen unserer Herbst-Reise 2021
- Etappe: Mit dem Wohnmobil im französischen Jura
- Etappe: Wanderungen am Cirque du Fer-á-Cheval
- Etappe: Abstecher in das Savoie
- Etappe: Chartreuse
- Etappe: Wandern in Puy Saint Vincent
- Etappe: Wieder mal in die Chevennen
- Etappe: Radeln am Canal du Midi
- Etappe: Eindrucksvolles Minervois
- Etappe: Entspannung am Strand von Gruissan
- Etappe: Pyrenäen mit dem Wohnmobil im Herbst