Wir haben genug vom Regen und der Kälte. So traumhaft es in Superdévoluy auch ist, es ist zu kalt. Der nächste Plan ist ein Abstecher in die Seealpen. Dort soll das Wetter gut sein. Letztendlich sind die paar Tage, die wir dort verbringen aber die reinste Irrfahrt.
Der Beginn der Irrfahrt durch die Seealpen: Annot
Am Morgen ist es in Superdévoluy grau, kalt und verregnet. Wir möchten aber draußen frühstücken und nicht drinnen frieren. Also entscheiden wir uns für die Seealpen (französisch: Alpes Maritimes, italienisc:h Alpi Marittime). Unser erstes Ziel ist der Stellplatz in Annot. Den wollten wir uns eh immer schon mal angeguckt haben, da man hier ziemlich schön wandern kann. Der Stellplatz ist kostenlos, liegt am Rande der Ortschaft und ist gut zu erreichen. Muss erwähnt werden, dass es genau bei unserer Ankunft anfängt, in Strömen zu regnen?? Aber gut, der Regen wird wärmer: wir haben keine 13°C sondern immerhin schon 19°C! Während einer Regenpause gucken wir uns den niedlichen Ort an und beschließen in irgendeinem anderen Urlaub, bei besserem Wetter, hier auf jeden Fall wieder herzukommen!
Wohnmobil-Stellplatz Annot: Chemin de la Colle Basse, 04240 Annot
Vallée de la Vésubie
Gut, der Himmel ist am nächsten Morgen nur noch hellgrau und wir haben um acht Uhr schon 15 Grad, aber so ganz entspricht das immer noch nicht unseren Vorstellungen von Sommerurlaub. Und so fahren wir weiter durch das wolkenverhangene Var-Tal ins Tinée-Tal und dann über den Col Saint-Martin nach St-Martin-Vésubie. Was wir bei unserem Straßenkartenstudium aber so gar nicht bedacht haben, ist der Col Saint-Martin, der erstmal auf 1500m hochgeht, wo wir wieder bei 12°C Mittagstemperatur sind! Zum Glück geht es anschließend wieder runter und wir bekommen einen Platz auf dem schlichten Stellplatz in St-Martin. Wir starten noch eine Radtour durch den Vallon de la Madone de Fenestre, da vom Refuge am Talschluss einige Wanderwege abgehen, die wir uns mal anschauen wollen. Vielleicht ist ja etwas für die nächsten Tage dabei. Nach wenigen Kilometern müssen wir allerdings erstmal einen Schlauch wechseln und es wird unendlich kalt, was nicht nur an der Höhe liegt! Da das Wetter zwischenzeitlich überhaupt nicht mehr einladend aussieht, beschließen wir ,zwei Kilometer vor dem Ziel, umzudrehen. Als wir gerade alles weggepackt haben, fängt es an zu regnen und das nicht zu wenig! Nach einer Stunde ist der Spuk vorbei und die Sonne kommt raus! Und tatsächlich können wir noch ein Weilchen draußen sitzen, bis die Sonne hinter dem Berg verschwindet und es unangenehm kalt wird!
Wohnmobil-Stellplatz St. Martin Vésubie: Parking Le Tournon, Route du Nice (D2565), 06450 St. Martin Vesubie
Mit dem Fahrrad zur Madone d'Utelle
Wir werden am nächsten Morgen von der Sonne geweckt und fahren sehr rechtzeitig zum Campingplatz im 9 Kilometer entfernten Roquebillière los! Und da beginnt die Odyssee des heutigen Tages, von der wir zu diesem Zeitpunkt aber noch nichts wissen! Als wir losfahren, lesen wir noch das Schild, dass die Schlucht bis 17 Uhr gesperrt ist, aber das ist kein Problem, der Campingplatz liegt ja vor der Schlucht. Leider ist die Hauptstraße um Roquebillière herum ebenfalls gesperrt, so dass wir uns durch den kleinen, engen Ort quälen. Das schlimmste ist jedoch, dass wir den Campingplatz nicht finden! Also wieder zurück durch den Ort und tatsächlich sehen wir jetzt die Einfahrt! Die sieht aber so eng aus, dass wir nicht reinfahren mögen. Also geht es noch ein drittes Mal durch den Ort zum Campingplatz im nächsten Dorf. Der hat geschlossen. Und durch die Schlucht kommen wir wegen der Sperrung jetzt auch noch nicht…Spontan stellen wir das Womo am Straßenrand ab und fahren mit dem Rad zur Madonne d’Utelle. Es ist einfach grandios: blauer Himmel, Sonne, Wärme und auf der ganzen Strecke tolle Ausblicke! Wir fahren durch Olivenhaine und oben angekommen sehen wir das Mittelmeer in der Sonne glitzern. Das ist Urlaub! Wie für uns aber leider üblich, zieht sich der Himmel schon wieder zu. Und so geht’s schnell die gut 20 km zurück zum Womo. Immerhin haben wir 44 km und 980 hm zurückgelegt.
Unser Lieblingsschild: Route barée
Unten angekommen ist das Schild mit der Sperrung der Schlucht mittlerweile weg. Wir verstauen unsere Rennräder und starten in Richtung Var-Tal! Überraschenderweise kommt nach einigen Kilometern wieder ein Schild: „Route barrée“. Kurzerhand folgen wir einem LKW, der den Weg trotzdem nimmt und landen 10 km weiter vor der Sperre! Ganze 5 km vor unserem Ziel!! Der LKW fährt weiter, aber es könnte auch ein Baustellenfahrzeug sein. Was tun? In der Schlucht übernachten ist uns zu riskant, zum Weiterfahren sind wir zu feige. Und so bleibt nur, die 100 km zurück über den Col Saint-Martin, durch das Tinee-Tal nach Roquesteron zu fahren. Hier haben wir uns vor einiger Zeit mal einen Campingplatz herausgesucht (so viele gibt es in der Gegend nicht). Als wir endlich ankommen, müssen wir feststellen, dass dieser Campingplatz so vermüllt ist, dass wir einfach nicht hierbleiben mögen! Zwischenzeitlich ist es schon nach 18 Uhr und wir haben keine Lust mehr auf die Seealpen. Als wir dann auch noch versehentlich in einem Kreisel die falsche Ausfahrt nehmen und unbeabsichtigt in Nizza landen, stehen wir plötzlich im Stau vor dem Stadion, wo wohl bald ein Fußballspiel losgeht. Das fehlte gerade noch! Irgendwie schaffen wir es dann aber doch noch über den Col de Vence, wo es 10 Grad kälter als in Nizza ist und kommen gegen 21 Uhr auf dem Stellplatz in Thorenc an. Den Platz kennen wir bereits und wissen, dass es hier nachts schön ruhig ist.
Und das Fazit unserer Irrfahrt durch die Seealpen?
Schneebedeckte Berge und nur wenige Kilometer weiter das tiefblaue Mittelmeer, strahlender Sonnenschein und kurz darauf ein heftiges Unwetter. Während sich im Sommer Scharen von Touristen an der Côte d’Azur tummeln, genießt man nur wenige Kilometer Luftlinie entfernt in den französischen Seealpen Einsamkeit pur. Gegensätzlicher geht es kaum. Wir hatten im Vésubie-Tal leider Pech mit dem Wetter, aber was die Landschaft sowohl hier als auch in den anderen Gegenden in den Seealpen angeht, werden wir auf jeden Fall wiederkommen. Und dann werden wir nicht gleich beim ersten Regen weiterfahren.