Nachdem das Wetter in den Cevennen wieder einmal schlecht geworden ist, zieht es uns in sonnigere Gefilde. Nach einem erfolglosen Abstecher zum Mittelmeer, landen wir in Capestang, einem kleinen Ort direkt am Canal du Midi. Zwei Tage radeln wir am Canal du Midi entlang und genießen die Landschaft.
Der Canal du Midi
Der Canal du Midi verbindet auf 240 Kilometern Toulouse mit dem Mittelmeer bei Sétè. Der Kanal wurde 1681 fertiggestellt und ist Teil des Canal des Deux Mers, welcher den Atlantik mit dem Mittelmeer verbindet. Ziel des Baus war, den langen Weg um die Iberische Halbinsel zu vermeiden. Nach Fertigstellung des Canal du Midi wurde dieser vorwiegend für den überregionalenen Handel sowie für Personen- und Posttransporte genutzt. Heutzutage wird er größtenteils von Touristen mit Sport- und Hausbooten befahren, da die vielen nicht vergrößerten alten Schleusen sowie die Öffnungen in den alten Bogenbrücken für Handelsboote nicht mehr groß genug sind. 1996 wurde der Canal du Midi zum Weltkulturerbe erklärt. Entlang des Kanals führen Treidelpfade, auf denen man herrlich Spaziergengehen oder Radfahren kann. Wir haben nur einen sehr kleinen Teil kennengelernt und mussten feststellen, dass der Weg nicht unbedingt rennradtauglich ist. Ein Mountainbike ist aber auch nicht nötig.
Am Morgen ist von der Wärme des Vortages nichts mehr zu spüren. Es regnet und ist frisch. Zudem war die Nacht sehr unruhig, da der Schäferhund des Nachbarwohnmobils draußen war und permanent gebellt hat. Eine weitere Nacht brauchen wir sowas nicht. Und so fahren wir zum Lac de Salagou, in der Hoffnung, dass das Wetter dort etwas besser ist. Natürlich ist es hier nicht besser und wie schon früher einmal fahren wir durch roten Schlamm, um zumindest am See zu frühstücken. Anschließend schauen wir uns den dortigen Stellplatz an und sind einstimmig der Meinung, dass der einfach nichts für uns ist. Spontan fällt nun die Entscheidung in Richtung Strand zu fahren. Nächstes Ziel: Marseillan Plage. Das kennen wir nicht und es gibt diverse ACSI-Plätze. Womit wir allerdings jetzt, Ende September, nicht gerechnet haben: alles ist voll! Wir fahren noch einen Ort weiter, aber auch dort dasselbe Spiel. Dazu Menschenmassen. Außerdem sind wir zwischenzeitlich in der Mittagszeit und alle Rezeptionen haben geschlossen. Auf dem Stellplatz am Strand ist zwar noch ein Platz frei, aber leider funktioniert der Kartenleser nicht! Leicht genervt fahren wir vom Meer wieder ins Landesinnere. Wenn am Meer alles voll ist, muss es hier leer sein. Weit gefehlt. Der erste Stellplatz ist voll, der zweite nicht mehr vorhanden. Zufällig finden wir einen kleinen Camping municipal, wo wir einen schönen Platz bekommen! Wir sind überglücklich. Und das schönste: durch diesen Ort fließt der Canal du Midi.
Camping Municipal de Tounel, 5 bld Georges Brassens, 34310 Capestang
Radeln am Canal du Midi in Richtung Carcassonne
Okay, der Abend und die Nacht waren ruhig, allerdings endet die Nacht recht früh, da die Maschinen für die Weinlese sehr früh am Campingplatz vorbeidonnern (und es gibt hier ein paar Temposchwellen auf der Straße). Uns ist das egal, wir wollen heute entlang des Canal du Midi radeln. Das Wetter ist ein Traum, es ist nur sehr stürmisch. Aber als Hamburger ist man Wind schließlich gewöhnt. Wir entscheiden uns für den Weg in Richtung Carcassonne und sind erstaunt, wie schlecht die Wegstrecke ist. Paris-Roubaix ist nichts dagegen und zusammen mit dem Gegenwind schaffen wir gerade mal 20km am Kanal entlang. In Argeliers versorgen wir uns mit Pain au Chocolat und dann geht es abseits des Kanals über kleine Straßen durch die Weinberge zurück zum Campingplatz.
Radeln am Canal du Midi nach Béziers
In der Nacht hat der Wind nachgelassen und am Morgen erwartet uns strahlend blauer Himmel. Perfekt für eine weitere kleine Radtour. Wieder geht es auf mäßig guter Wegstrecke am Kanal entlang. Nach 14 Kilometern erreichen wir den Tunnel von Malpas, wo der Canal du Midi durch einen Tunnel geführt wird. Wir biegen oberhalb des Tunnels zum Oppidum D’Ensérune ab. Von hier aus hat man einen sagenhaften Ausblick auf den Étang de Montady. Hierbei handelt es sich um eine trockengelegte Lagune, die im 12. Jahrhundert zur Salzgewinnung genutzt wurde. Dabei wurden radiale Entwässerungsgräben angelegt, die auf einen zentralen Verteiler zulaufen. Der Étang hat einen unglaublichen Durchmesser von 2,5 Kilometern und ist absolut geometrisch. Die Siedlungsstätte Oppidum D’Ensérune besichtigen wir nicht, sondern fahren weiter nach Béziers, wo wir natürlich wieder genau zur Mittagszeit ankommen. Wir bestaunen zunächst die Schleusentreppe Fonseranes, die mit ihren sechs Kammern einen Höhenunterschied von 13,60 Meter überwindet, bevor wir weiter in die Stadt fahren. Leider ist die Vieux Pont sur l’Orb in die Altstadt gesperrt und wir haben keine große Lust auf französischen Stadtverkehr, daher drehen wir direkt um und fahren über kleinere Landstraßen zurück zum Campingplatz. Eine traumhafte Tour über 45 Kilometer mit knapp 400 Höhenmetern. Und grandioserweise ist es heute noch so warm, dass wir bis 22 Uhr draußen sitzen können.
Die Etappen unserer Herbst-Reise 2021
- Etappe: Mit dem Wohnmobil im französischen Jura
- Etappe: Wanderungen am Cirque du Fer-á-Cheval
- Etappe: Abstecher in das Savoie
- Etappe: Chartreuse
- Etappe: Wandern in Puy Saint Vincent
- Etappe: Wieder mal in die Chevennen
- Etappe: Radeln am Canal du Midi
- Etappe: Eindrucksvolles Minervois
- Etappe: Entspannung am Strand von Gruissan
- Etappe: Pyrenäen mit dem Wohnmobil im Herbst