Über Umwege ins Vercors
Genug gewandert, wir fahren weiter. Der angekündigte Wetterwechsel und schwere Beine veranlassen uns, unseren traumhaften Platz am Col de Montgenèvre aufzugeben. Aber so ganz ohne Berge können wir dann doch nicht. Nach einem Zwischenstopp auf einem Campingplatz am Lac de Serre Poncon fahren wir ins Vercors, welches glücklicherweise abseits der Touristenströme liegt.
Von Montgenèvre nach Chorges
In der Nacht kam der angesagte Wetterumschwung. Dennoch sieht es nicht so schlecht aus. Wir starten in Richtung Briancon, wo wir uns eigentlich die Befestigungsanlagen angucken wollen. Allerdings finden wir die Preisgestaltung des Wohnmobil-Parkplatzes etwas merkwürdig (eine Stunde kostet €1,60, 8 Stunden kosten €35) und so fahren wir nur noch in das Gewerbegebiet und kaufen ein. Anschließend frühstücken wir ausgiebig und suchen uns unser nächstes Ziel heraus. Da es eine Wettergrenze südlich von Gap gibt, fahren wir weiter südlich zu einem Stellplatz in der Ortschaft Chorges. Der Platz ist okay, hat alles und vor allem ist die Ortschaft ganz niedlich. Für uns steht aber fest, dass wir aufgrund der vorhergesagten sehr warmen Temperaturen morgen auf einen Campingplatz fahren werden.
Wohnmobilstellplatz Chorges, Rte du Moulin 1, 05230 Chorges
Auf den CAmpingplatz nach Rousset
Der Stellplatz in Chorges war wirklich in Ordnung und netterweise kommt bis zu unserer Abfahrt niemand zum Kassieren. Auch gut. Wir fahren heute nur ein paar Kilometer bis zum Col Lebraut oberhalb des Lac de Serre Poncon, wo wir noch gemütlich einen Kaffee trinken. Anschließend fahren wir zu einem Campingplatz, den wir uns schon vor einigen Jahren mal rausgesucht hatten, weil er auf den Fotos so toll aussieht. Tatsächlich hat man von einigen Plätzen einen tollen Blick zum See, von den meisten Plätzen aber nicht. Dennoch ist der Campingplatz wirklich sehr schön angelegt und absolut gepflegt. Und auch die Pool-Landschaft kann sich sehen lassen. Wir gehen jedoch, nach einem Tipp unserer Nachbarn, den Weg zum See hinunter, um dort zu baden. Herrlich, aber auch schon recht frisch. Das Gute: da man den ganzen Weg wieder bergauf gehen muss, ist man spätestens am Campingplatz wieder trocken und warm.
Den Abend verbringen wir ganz gemütlich zusammen mit unseren schweizer und deutschen Nachbarn bei einem Glas Wein vor dem Wohnmobil.
Camping La Viste, Belvedere de Serre-Poncon, 05190 Rousset
Wanderung nach Viére
Da wir für heute Morgen auf dem Campingplatz Baguette und Croissants vorbestellt haben, können wir erst recht spät zu einer Wanderung aufbrechen. Eigentlich ist die Hitze bereits um neun Uhr fast unerträglich, aber wir gehen dennoch los. Wir gehen zunächst die zwei Kilometer in das Dorf Rousset, dann wird aus der Asphaltstraße eine Schotterpiste. Eigentlich haben wir uns für heute eine 20 Kilometer lange Tour herausgesucht, aber schnell wird klar, dass wir das heute nicht schaffen werden. Und so gehen wir zunächst bis zum Ort Vière, wo nicht einmal erkennbar ist, ob überhaupt noch jemand dort lebt, und kürzen dann ab, quer durch eine riesige Photovoltaikanlage über gefühlt ewig lange Schotterpisten zurück nach Rousset. Am Ende waren wir doch 16 Kilometer unterwegs, aber was uns geschafft hat, sind die knapp 30°C im Schatten, die hier ab Mittags vorherrschen. So fällt am Nachmittag dann auch die Entscheidung: wir verlassen den Campingplatz, denn ab Morgen soll es noch wärmer werden und Gewitter geben.
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Es geht ins Vercors
Als wir um acht Uhr vom Campingplatz starten, haben wir bereits weit über 20 Grad. Wir fahren über Gap nach Die, wo wir noch Baguette kaufen, um dann über den Col de Rousset ins Vercors zu fahren. Als wir am Col ankommen, sehen wir mit Schrecken ein Schild, welches die Befahrung des Passes mit Fahrzeugen über 3,5t verbietet. Hätten wir also gar nicht hier hoch fahren dürfen? Wir werden es nicht klären können, beschließen aber, uns einen anderen Weg aus dem Vercors heraus zu suchen. Jetzt fahren wir zunächst weiter nach Font d’Urle. Den Stellplatz hier haben wir bereits einmal besucht, aber da war es so neblig, dass man nichts sehen konnte. Als wir heute hier ankommen, sehen wir die traumhafte Berglandschaft und bekommen einen richtig schönen Platz auf dem fast leeren Stellplatz. Es ist angenehm warm hier in 1.500m Höhe und nach einem ausgiebigen Frühstück erkunden wir den hier ausgewiesenen „Karstweg“. Die Landschaft ist absolut faszinierend und wir können uns gar nicht sattsehen an den schroffen Felsen.
Wohnmobil-Stellplatz Font d’Urle, Village de Font d’Urle, 26190 Bouvante
Anmerkung für Hundehalter
Die riesigen Grünflächen rund um Font d’Urle sind Almflächen, auf denen Pferde, Kühe, Schafe und Esel gehalten werden. Von Anfang Juni bis einschließlich Oktober ist daher der Zutritt für Hunde verboten. In der übrigen Zeit dürfen Hunde an der Leine auf die Almen. Diesbezüglich sind überall entsprechende Schilder aufgestellt (unsere deutschen Stellplatznachbarn waren leider die einzigen, die sich nicht daran gehalten haben!).
Wanderung Sentier du Karst (Karstweg)
Fast direkt am Stellplatz startet der Karstweg. Er ist als etwa 4,7 km langer Rundweg mit einer Wanderzeit von ca. 1,5 Stunden angegeben. Entlang des Weges kann man auf Schautafeln allerhand über die Landschaftsform und deren Entstehung erfahren. Wir kürzen den Weg etwas ab, da wir hauptsächlich an die Abbruchkante des Plateaus wollen, sind aber wirklich beeindruckt von dieser Landschaft. Noch spektakulärer wird es, als wir uns der Abbruchkante nähern, denn hier geht es mehrere hundert Meter steil runter. Eine wirklich eindrucksvolle, wenn auch kurze Wanderung.
Weshalb liegt das Vercors abseits der Touristenströme?
Das Vercors ist ein kleiner Gebirgsstock mit einer Größe von ca. 30 mal 40 Kilometer. Zu allen Seiten steigt der Gebirgszug so schroff an, dass er erst im 20. Jahrhundert für den motorisierten Verkehr zugänglich gemacht werden konnte. Hierfür wurden teilweise Galerien in den Fels gesprengt. Aufgrund der eingeschränkten Nutzbarkeit befindet sich im Vercors das größte Naturschutzgebiet Frankreichs. Das Vercors wird zum größten Teil von den Franzosen selbst besucht. Hier stehen insbesondere sportliche Aktivitäten wie Gleitschirmfliegen, Wandern und Bergsteigen im Vordergrund. Aufgrund der schwer zugänglichen Lage, sind längst nicht alle Straßen in diesem Gebirgsstock für Gespanne oder Wohnmobile befahrbar.
Wanderung über den Pas de l'Infernet zum Plateau d'Ambel
Heute starten wir früh zu unserer Wanderung, da wir überhaupt nicht abschätzen können, wie anspruchsvoll der Weg werden wird. Nachdem es zunächst etwas steiler hinauf geht, erreichen wir alsbald den Pas de l’Infernet. Natürlich bieten sich hier grandiose Ausblicke…wie eigentlich überall. Dann geht der Weg allerdings lange, aber nicht steil bergab und führt uns direkt auf das Plateau d’Ambel. Wir suchen uns einen schönen Baum, um zumindest etwas im Schatten sitzen zu können und genießen unsere Brotzeit. Zurück gehen wir zunächst nicht den Wanderweg GR93, den wir hierher gegangen sind, sondern wandern auf einem Pfad etwas oberhalb davon und stoßen am Pas de la Ferrière wieder auf den GR93. Dann müssen wir auch wieder hinauf zum Pas de l’Infernet, aber da man die ganze Zeit in die grandiose Bergwelt gucken kann, fällt der lange Aufstieg auch nicht so schwer. Nach gut 12 Kilometern sind wir zurück am Wohnmobil und da wir heute nicht so viele Höhenmeter überwunden haben, fühlen wir uns noch so richtig fit. Leider zieht völlig überraschend am frühen Abend noch ein Unwetter mit Gewitter und Hagel über uns hinweg. Das soll eigentlich erst morgen kommen…
Kurze Wanderung zu den Steinmännchen
Bereits seit einer Woche sagt der Wetterbericht für heute Unwetter an. Als wir aufstehen, sieht der Himmel allerdings noch so gut aus, dass wir beschließen, vor dem Frühstück noch eine kleine Runde zu wandern. Als Ziel suchen wir uns den Puy de la Gagere in ca. 4 Kilometern Entfernung heraus. Nachdem wir aus Font d’Urle heraus sind, sehen wir allerdings bereits die schwarze Wolkenwand auf uns zukommen, so dass wir nur bis zu recht auffälligen, sehr großen Steinmännchen gehen und von dort aus so schnell wie möglich wieder zurück. Insgesamt haben wir so zwar nur vier Kilometer auf der Uhr, aber wir sind trocken geblieben. Tatsächlich lässt sich das Unwetter auch noch etwas Zeit, bis es in Form von Gewitter, Hagel und Regen für eine gute Stunde über uns hinwegzieht. Dann ist der Spuk vorbei und die Sonne kommt schon wieder heraus. Allerdings ist wohl doch etwas passiert, denn es treffen hier diverse Rettungskräfte ein und auch der Hubschrauber kreist immer wieder über dem Gebiet.
Für uns wird dies die letzte Nacht in Font d’Urle. Morgen wollen wir ganz früh weiterfahren.
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