Als Thorsten im Februar 2019 zur Reha in Bad Reichenhall war, haben wir immer sehnsuchtsvoll vom Wohnmobil aus zu den beiden Reichhaller Hausbergen geguckt: dem Hochstaufen und dem Predigstuhl (Bad Reichenhall im Winter). Zu der Zeit lag aber zu viel Schnee, um in Bad Reichenhall zu wandern, aber wir hatten uns vorgenommen, wieder hierher zu kommen. Und das machen wir jetzt. Wir haben zwar 700 Kilometer vor uns, aber die Wettervorhersage sagt für die nächsten zwei Tage gutes Wetter an. Wir wissen überhaupt nicht, wie die Stellplatzsituation in Bayern ist und überlegen unterwegs schon verschiedene Varianten, die eigentlich alle nicht in Frage kommen. Im Internet haben wir nichts gefunden. Aber egal, wir wollen in die Berge… Als wir um 19:30 Uhr in Bad Reichenhall ankommen, unglaublicherweise so gut wie staufrei, trauen wir unseren Augen nicht: der Stellplatz ist kaum belegt! So schnell hatten wir noch nie Tisch und Stühle draußen, um ein Kaltgetränk mit Blick auf den Predigtstuhl und den Hohenstaufen zu genießen. Und wir sind nicht die einzigen: unsere Stellplatznachbarn genießen ebenfalls den milden Abend vor ihrem Wohnmobil.

Wandern Bad Reichenhall
Wanderung zum Hochstaufen

Wohnmobilstellplatz Bad Reichenhall, Hammerschmiedweg 1, 83435 Bad Reichenhall (Homepage)

Wandern in Bad Reichenhall: Hochstaufen (1.771m)

Nachdem wir letztes Jahr immer wieder dass Reichenhaller Haus (Staufenhaus) auf dem Hochstaufen gesehen haben, wollen wir heute unbedingt dort hoch. Die Wettervorhersage sagt zumindest keinen Regen an, so dass wir gegen 8:30 Uhr losgehen. Der erste Wegweiser sagt 4:30 Stunden bis zum Reichenhaller Haus über Padinger Alm und Bartlmahd! Das ist eine Hausnummer, zumal über 1300 Höhenmeter vor uns liegen. Den Forstweg bis zur Padinger Alm kennen wir bereits (im Winter kamen wir nicht weiter, weil uns der Schnee hüfthoch stand), ab da geht’s über einen Wanderweg nur noch bergauf. Es ist unglaublich anstrengend, was wir darauf schieben, dass dies unsere erste Wanderung in diesem Jahr ist. Das wird nie was, denken wir im Stillen und kämpfen uns weiter hoch. Irgendwann lichtet sich der Wald und ein Pfad führt durch Geröll. Vom Staufenhaus und dem Gipfelkreuz ist die ganze Zeit nichts zu sehen und wir fragen uns erneut, ob wir es wirklich schaffen, schließlich müssen wir den Weg auch wieder zurück. Die Ausblicke auf Bad Reichenhall werden indes immer spektakulärer.

Und dann, wir gehen um eine Ecke, liegt das Staufenhaus plötzlich vor uns! Wir haben es doch geschafft. Allerdings tummeln sich hier oben so unglaublich viele Wanderer, dass man kaum ein Foto allein am Gipfelkreuz hinbekommt. Die Aussicht von hier oben ist erwartungsgemäß grandios, wir können sogar unser Womo sehen, naja, zumindest kann man den Stellplatz erkennen. Nachdem wir uns gestärkt haben, wagen wir uns an den Rückweg und sind nach drei Stunden bergab wieder zurück am Wohnmobil. Insgesamt haben wir 1370 Höhenmeter bei einer Gesamtstrecke von nur knapp 10 Kilometern zurückgelegt. Und genauso fühlen wir uns auch: völlig am Ende! Nachdem wir noch ein Weilchen mit unseren Stellplatznachbarn geklönt haben, gibt’s nur noch etwas zu essen und das war’s für heute.

Wanderung zum Predigstuhl (1.613m)

Heute soll das Wetter noch einen letzten Tag gut sein und wir haben noch eine Wanderung offen, die wir unbedingt machen wollen: auf den Predigstuhl, den wir genauso wie den Hochstaufen vom Wohnmobil aus sehen können. Es fährt zwar eine Seilbahn auf den Predigstuhl (sogar die älteste im Original erhaltene Großkabinenbahn der Welt), aber wir wollen lieber wandern und entscheiden uns für den „gemütlichen“ (so wird der Aufstieg auf der Internetseite der Predigstuhlbahn bezeichnet) Aufstieg von Westen durch die Röthelbachklamm ab Baumgarten.

Trotz sehr, sehr schwerer Beine satteln wir die Fahrräder und fahren die sechs Kilometer zum Wanderparkplatz nach Baumgarten. Eigentlich dachten wir auch, dass wir noch ein Stück weiter die Forststraße hochfahren können, aber als wir um die erste Kurve fahren lächelt uns gleich das Schild „19% Steigung“ an. Das war’s für uns und unsere Klappräder. Wir schließen die Fahrräder an und gehen weiter. Zum Glück scheint morgens die Sonne noch nicht in die Röthelbach-Schlucht. Nachdem wir die Röthelbach-Klause passiert haben, kommt nach einer gefühlten Ewigkeit endlich die Abzweigung auf den eigentlichen Wanderweg. Es geht zwar steil weiter, aber der Weg ist traumhaft mit wunderbaren Ausblicken in die umliegende Landschaft.

Nach insgesamt 2,5 Stunden hören wir diverse Stimmen und es ist klar: wir sind oben. Es kommt uns fast so vor, als wären hier weniger Menschen als gestern und dass, obwohl man ohne Anstrengung hier hochfahren kann. Eins ist sicher: diese unglaubliche Aussicht sollte man sich nicht entgehen lassen, ob nun zu Fuß oder mit der Seilbahn. Wir machen uns nach kurzer Rast (es wird duster um uns herum) wieder auf den Rückweg und stellen erneut fest, dass bergab schmerzhafter sein kann als bergauf! Zurück am Womo erleben wir dann aber das Highlight schlechthin: gegenüber vom Stellplatz wird mit schwerem Gerät viel Erde bewegt. Selbst der Boden im Alpa vibriert, vom Staub und Lärm ganz abgesehen. Damit steht fest: egal, wie das Wetter morgen ist, wir fahren weiter. Auch unsere Stellplatznachbarn hält hier jetzt nichts mehr.

Als die Bauarbeiten vorbei sind, zieht ein Unwetter auf, schafft es aber nicht bis zum Stellplatz! Stattdessen sehen wir nur einen wunderschönen Regenbogen!

Der Predigtstuhl und die Predigtstuhlbahn

Der Predigtstuhl ist ein 1613 Meter hoher Berg innerhalb des Lattengebirges in den Berchtesgadener Alpen und zählt neben dem Hochstaufen zu den Hausbergen der Stadt Bad Reichenhall.

Die Predigtstuhlbahn wurde 1927/28 erbaut. Sie ist die älteste im Original erhaltene Großkabinenseilbahn der Welt und war damals ein Meilenstein im Seilbahnbau. Bei der Predigtstuhlbahn handelt es sich um eine klassische Pendelbahn, bei der zwei Kabinen synchron berg- bzw. talwärts fahren. Die beide Kabinen fahren jeweils auf einem Tragseil und werden von einem Zugseil bewegt. Der talwärts fahrende Wagen zieht dabei den anderen Wagen hinauf und sorgt auf diese Weise für eine größtmögliche Energieeffizienz.

Etappen

  1. Etappe: Alpa-Treffen im Weserbergland
  2. Etappe: Wandern in Bad Reichenhall (Hochstaufen und Predigtstuhl)
  3. Etappe: Am Alpenrand entlang
  4. Etappe: Vom Allgäu in die Pfalz