Wir fahren wieder weiter. Nach einem Zwischenstopp am Col du Lautaret fahren wir auf den Wohnmobilstellplatz von Puy Saint Vincent, um von hier aus zu wandern. Der Ort ist völlig ausgestorben und die Wanderwege haben wir völlig für uns alleine. Ab jetzt befinden wir uns in der Region Provence-Alpes-Côte d’Azur, wo die Inzidenz zu dieser Zeit bei knapp 600 liegt und welche von Deutschland als Hochinzidenzgebiet eingestuft ist.

Col du Lautaret
Wohnmobilstellplatz Puy Saint Vincent
Col du Lautaret
Rosans

Von Valbonnais zum Col du Lautaret (2.058m)

Es ist zwar nett hier in Verneys, aber irgendwie springt der Funke nicht über. Zum Glück sind wir uns einig und fahren noch am Morgen bei unglaublich warmen Temperaturen weiter mit dem Ziel Col du Lautaret. Mit über 2.000m Höhe einer der höheren Stellplätze. Hier waren wir bereits mehrfach und sind immer wieder fasziniert von der schroffen Bergwelt, ohne Bäume, dafür aber mit den Pfiffen der Murmeltiere. Wir haben hier oben zwar nur noch 14 Grad, aber in der Sonne und windgeschützt kann man es im T-Shirt noch prima aushalten. Einfach traumhaft hier oben. Nachdem wir ein wenig dem emsigen Treiben am Col zugesehen haben (man kann sich einfach nicht vorstellen, wie viele Motorradfahrer und vor allem auch Rennradfahrer hier unterwegs sind), verbringen wir einen entspannten Abend am und im Wohnmobil.

Wohnmobil-Parkplatz am Col du Lautaret (ohne VE)

Vom Col du Lautaret nach Puy Saint Vincent (1.700m)

In der Nacht hat es wie vorhergesagt ordentlich geregnet und auch der Wind hat zugelegt. Als wir aufwachen, stehen wir im Nebel bei 8 Grad. Dabei kann man sehen, wie der Nebel über den Pass gefegt wird. Wahnsinn. Wir gehen zwar noch eine kleine Runde, aber der Wind geht durch und durch, so dass wir beschließen, heute weiterzufahren. Und so geht’s zunächst nach Briancon, um noch einmal alles Nötige einzukaufen und dann nach Vallouise. Hier sind wir uns hinsichtlich des Stellplatzes zunächst unschlüssig (direkt in Vallouise: hässlich und gratis oder in Puy Saint Vincent: uns nicht bekannt und gebührenpflichtig) und entscheiden dann, zur Ski-Station Puy Saint Vincent hochzufahren. Als wir den Stellplatz endlich finden, ist es bereits später Nachmittag, grau und kalt. Aber immerhin: wir stehen alleine und niemand kommt mehr zum Kassieren.

Wohnmobil-Stellplatz Puy Saint Vincent, D804 zwischen Station 1600 und 1800, 05290 Puy Saint Vincent (Homepage)

Wanderung zum Tête d‘Oréac (2.092m)

Die Nacht war unendlich ruhig (man hörte nur das Rauschen des Baches) und dunkel (selbst die Straßenlaternen gingen irgendwann aus) und als wir aufwachen, scheint die Sonne. Noch, denn ab heute Mittag ist Regen vorhergesagt. Wir brechen fix zu einer Wanderung auf und stellen erst auf halbem Weg fest, dass uns die schwarzen Wolken bereits im Rücken sitzen. Trotzdem schaffen wir es zum Tête, von wo aus man einen sagenhaften Blick hat. Und wir kommen sogar wieder im Trockenen zurück. Erst eine Stunde später setzt der Regen ein und hört den ganzen Tag nicht mehr auf. Irgendwann stehen wir zudem im dichtesten Nebel und sehen um uns herum nichts mehr.

Heute klopft dann auch ein Gemeindemitarbeiter an unserer Tür und kassiert die Stellplatzgebühren. Für den Platz mit VE und dieser Aussicht sind 10 Euro wirklich okay. Wie bei unseren letzten Plätzen allerdings auch, gibt es hier nichts, was geöffnet hat. Man muss also auch hier schon vorher eingekauft haben, wenn man plant länger zu bleiben.

Wanderung zum Col du Bal (2.601m)

Als wäre am Vortag nichts gewesen, ist heute Morgen der Himmel wieder strahlend blau. Okay, es ist mit 6 Grad doch schon sehr frisch, aber in dem Moment, als die Sonne über den Berg kommt, wird es warm. Wir starten bereits um neun Uhr zu unserer Wanderung, die zunächst noch ganz gemächlich losgeht. Auf den ersten drei Kilometern ist kaum Steigung, aber dann, auf den letzten vier Kilometern müssen wir fast 800 Höhenmeter überwinden. Gegen Mittag kommen wir am Col an und gönnen uns endlich unser Frühstück. Eigentlich ist unser Plan über die Crête de la Pendine zur Pendine und durch das Skigebiet zurück zu wandern. Aber der Weg zur Crête ist kaum erkennbar und ob uns eine Gratwanderung in dieser Höhe liegt, wollen wir hier nicht ausprobieren. Also gehen wir auf gleichem Weg zurück, wie wir gekommen sind.
Zurück am Wohnmobil sitzen wir noch einen Moment draußen, bis das Duschwasser warm ist. Dann müssen wir aber schon nach drinnen verlegen, da es einfach zu kalt und windig wird. Zudem zieht es sich um uns herum so zu, dass wir heute noch mit dem schlimmsten Unwetter rechnen. Mal abwarten.

Wanderung zur Station 2000

Am Morgen merken wir die gestrigen Kilometer und Höhenmeter ganz schön in den Beinen. Daher wollen wir heute nur eine kleine Runde wandern. Leider wird unsere geplante Route schon nach wenigen 100 Metern durch einen Weidezaun mit wirklich niedlichen Kälbern dahinter unterbrochen. Als wir gerade noch überlegen, ob man die Weide irgendwie umgehen kann, kommen die (vermutlich) Muttertiere unerwartet schnell an und wir sind genauso schnell weg. Spontan gehen wir zum Lac des Hermes und weiter zur Station 2000. Obwohl der Wanderweg zum Teil quer über die Skipisten führt, ist es traumhaft. Nach einer kleinen Pause an der Seilbahnstation, gehen wir über den Wirtschaftsweg zurück und können noch ein bisschen die Sonne vor dem Wohnmobil genießen.

Von Puy Saint Vincent nach Les Orres

Nach vier Nächten auf dem schönen Platz in Puy Saint Vincent zieht es uns weiter. Außerdem müssen wir mal wieder einkaufen. Es geht runter, durchs Tal zurück auf die N94 und weiter in Richtung Embrun. Der erste Supermarkt ist unser und anschließend geht es wieder hoch, zur Ski-Station  Les Orres 1550. Die Flot-Bleu finden wir recht schnell, schwerer wird es mit dem Parkplatz, da wir die Schilder nicht richtig deuten können. Was wir aber sehen: 400 Parkplätze und alle leer. Ein Schild besagt, dass Wohnwagen und Busse nur 18 Stunden parken dürfen. Das sind wir ja eh beides nicht. Und bei so viel Platz ist es dann doch auch egal. Und so suchen wir uns den Platz mit der schönsten Aussicht auf den Lac de Serre-Poncon und die umliegenden Berge (wo zusätzlich auch noch das Parken für alle ab 22 Uhr verboten ist). Aber es ist einfach umwerfend! Den restlichen Tag genießen wir bei schönster Aussicht, bis es ab 17 Uhr zu kalt zum Draußen sitzen wird. In der Zwischenzeit gesellen sich zudem noch zwei weitere Wohnmobile auf diesen Parkplatz.

Wohnmobil-Stellplatz Les Orres, Champ Lacas, Les Orres 1550 (Homepage)

Hinaus aus den alpen: von Les Orres nach Rosans in den Baronnies

Wie vorhergesagt, schlägt das Wetter in der Nacht um. Zwar stehen wir nicht im Nebel, aber alles ist grau. Und nach wie vor ist es kalt. Hier werden wir bestimmt mal wieder herkommen, wenn wir denn wissen, ob und wie lange wir wo stehen dürfen. Aber jetzt geht es für uns erstmal in Richtung Baronnies, also gute 100 Kilometer weiter. Wir sind guter Dinge, dass der Stellplatz in Rémuzat, wo wir bereits einmal waren (um zu den Geiern zu wandern), nicht voll sein wird. Auf der Fahrt kommen uns allerdings erste Zweifel. Nachdem wir Gap passiert haben, nimmt die Anzahl der Wohnmobile deutlich zu. Irgendwann ist mindestens jedes zweite Fahrzeug, das uns entgegenkommt, ein Wohnmobil. Zudem stehen auf jedem Parkplatz am Straßenrand Wohnmobile, die dort rasten. Haben wir uns richtig entschieden? Einen Plan B haben wir nämlich gerade noch nicht. Spontan entscheiden wir uns, kurz vor unserem eigentlichen Ziel den Stellplatz in Rosans anzugucken. Er hat weder VE, noch ist er ausgeschildert. Aber einen kleinen Supermarkt gibt es unten an der Hauptstraße. Uns erwartet eine riesige freie Fläche, auf der nicht ein einziges Fahrzeug parkt! Und man hat einen wunderschönen Blick auf das mittelalterliche Dörfchen. Was für ein Traum, hier bleiben wir. Noch dazu haben wir Temperaturen jenseits der 20 Grad!

Wohnmobil-Stellplatz Rosans, Jardin public, D25, 05150 Rosans (Homepage)

Wie vorhergesagt, schlägt das Wetter in der Nacht um. Zwar stehen wir nicht im Nebel, aber alles ist grau. Und so soll es die nächsten Tage bleiben. Daher fahren wir weiter.