Die Wettervorhersage ist einigermaßen, das Wohnmobil steht fast fertig gepackt vor der Tür und wir haben frei. Also geht’s am späten Nachmittag spontan in Richtung Harz. Festgelegt haben wir uns nicht, wir wollen mal gucken, ob in Lautenthal ein Plätzchen für uns frei ist. Wirklich zuversichtlich sind wir allerdings nicht, schließlich ist Hauptsaison und fast ganz Deutschland hat Ferien. Zu unserem Erstaunen stehen auf dem Platz aber nur drei Womos und wir kriegen sogar noch einen Außenplatz, auf dem man fast nur das Rauschen der Innerste hört, die direkt am Platz vorbeifließt. Außerdem scheint die Sonne und man hat vom Womo aus einen herrlichen Blick nach Lautenthal. Unglaublicherweise ergeht es uns in Sieber fast ähnlich. Und so wandern wir dieses (lange) Wochenende rund um Lautenthal und Sieber.
Lautenthal und der Stellplatz
Die Bergstadt Lautenthal ist ein staatlich anerkannter Luftkurort, der zur Stadt Langelsheim im Landkreis Goslar gehört. Lautenthal liegt im Innerstetal im nordwestlichen Oberharz und die Flüsse Innerste und Laute durchfließen die Bergstadt. In Richtung Langelsheim wird die Innerste zum Innerstestausee angestaut, wo es auch einen kleinen Campingplatz gibt, wie wir bei einer Wanderung gesehen haben. Der Wohnmobilstellplatz der Bergstadt Lautenthal befindet sich im hinetern Bereich eines Parkplatzes hinter der Tourist-Info, direkt an der Innerste. Hier sollen 25 Wohnmobile stehen können, was sicherlich gut klappt, wenn der ganze Platz genutzt werden kann. Es gibt keinerlei Parzellierung und es ist nicht erkennbar, was Wohnmobil- bzw. Autoparkplätze sind. Trotz der Straße ist der Stellplatz wirklich ruhig…nur die Kirche läutet regelmäßig…24 Stunden durchgehend alle 15 Minuten!
So klein wie Lautenthal ist, so klein ist auch der Supermarkt. Aber immerhin bekommt man alles nötige und vor allem richtig leckere Brötchen zum Frühstück.
Wohnmobil-Stellplatz Lautenthal: Kaspar-Bitter-Straße 7b, 38685 Langelsheim
Die Stempelstellen der Harzer Wandernadel in der Nähe von Lautenthal
Wanderung zum Innerste-Stausee
Die Stempelstellen der Harzer Wandernadel motivieren wirklich sehr, längere Wanderungen zu unternehmen, nur um noch mindestens einen weiteren Stempel zu bekommen. Und so haben wir unsere erste Wanderung wir ausschließlich entlang von Stempelstellen geplant, vier Stempelstellen für eine Wanderung um den Innerste-Stausee! So ist zumindest der Plan.
Nach einer sehr entspannten Nacht (trotz der Kirche) startet unsere Wanderung zwar gleich etwas holperig, denn auf der Suche nach dem richtigen Weg sind wir irgendwo NICHT abgebogen und sind einen ordentlichen Umweg gegangen, aber das ist zu dem Zeitpunkt noch egal. So geht es über den Sternplatz zum Luchsstein (HWN 103 ), wo wir unseren ersten Stempel bekommen. Auf einer Gedenktafel kann man lesen, dass an dieser Stelle im März 1818 der letzte Harzer Luchs erschossen worden sein soll.
Wir gehen den Weg weiter und stoßen schon bald auf die nächste Stempelstelle, die Tränkebachhütte (HWN 104), einer Schutzhütte mit einer grandiosen Aussicht! Wir machen nur eine kurze Rast, schließlich haben wir noch ein paar Kilometer vor uns, und gehen weiter bis wir den Schnapsplatz erreichen. Und schon wieder beginnt das Rätselraten, wo es wohl weitergeht, aber wir entscheinden offenbar richtig und landen irgendwann an der Stempelstelle Lageswarte (HWN 102 ). Wir geniessen den herrlichen Ausblick, dieses Mal zur Innerste-Talsperre und zum Bocken. Ab jetzt gehts runter, über den Vereinsplatz soll es bis zur Staumauer gehen. Bedauerlicherwiese fehlt unterwegs ein Wegweiser, so dass wir wieder NICHT abbiegen und somit nicht zum Staudamm gelangen, sondern schon fast am anderen Ende des Stausees herauskommen.
Abstecher zur Mandolinenhütte
Zur Staumauer zu gehen haben wir keine Lust mehr und entscheiden uns nur für einen kleinen Umweg, um noch den Stempel an der Mandolinenhütte (HWN 142) zu bekommen. Leider finden wir den Weg wieder nicht auf Anhieb und erst nach viel Rätseln und einem steilem Anstieg kommen wir an der Schutzhütte an und genießen die Aussicht in das Ochsental. Allmählich haben wir aber keine Lust mehr, die Füße tun weh, wir haben Hunger und wollen zurück, allerdings wartet eine letzte Herausforderung: nachdem Lautenthal zunächst noch ausgeschildert ist, fehlen irgendwann die Schilder gänzlich! Etwas missmutig finden wir zumindest einen Forstweg, der grob in die richtige Richtung geht und tatsächlich kommen wir nach sieben Stunden und etwa 24 Kilometern wieder am Wohnmobil an. Und das alles für vier Stempel.
Altarklippen
Den nächsten Morgen gehen wir ganz in Ruhe an. Wir leiden von der gestrigen Wanderung. Das Wetter ist nach wie vor gut und auch die zweite Nacht war sehr ruhig (gut, die Kirche bimmelt immer noch alle 15 Minuten), so dass wir beschließen, noch zwei weitere Tage hier zu bleiben. Dann können wir heute ganz in Ruhe zur Stempelstelle „Schöne Aussicht“ (HWN 106) gehen. Gegen Muskelkater soll Sport schließlich helfen. Gesagt, getan, und tatsächlich finden wir die Stempelstelle problemlos und können sogar unser Womo von oben sehen. Da wir noch keine Lust zurück haben, wollen wir „noch eben“ die Altarklippen (HWN 171) mitnehmen, aber es geht wieder los: wir finden den Weg nicht und gehen wieder mal falsch. Irgendwann finden wir trotzdem die entscheidende Kreuzung („Rolle“), wo die Altarklippen erstmalig ausgeschildert sind. Es sind noch immer zwei Kilometer, dafür mit herrlichster Aussicht nach Hahnenklee und zum Granestausee. Die Altarklippen sind zwar nicht sonderlich spektakulär, aber man hat einen wunderschönen Blick über Wolfshagen und den Granestausee. Für uns reichen die schönen Aussichten für heute und nach einer kleinen Rast versuchen wir jetzt, den kürzesten Weg zum Womo zu finden. Auch das ist nicht so einfach, wie es klingt. Aber letztlich klettern wir über ein paar gefällte Bäume, die quer über dem Wanderweg liegen und sind unerwartet schnell zurück in Lautenthal. Immerhin waren es wieder gut 13 Kilometer.
Liebesbankweg in Hahnenklee
Heute morgen rufen wir beim ALF (Anruf-Linien-Fahrten) an, um mitzuteilen, dass wir den Bus von Lautenthal nach Hahnenklee nutzen wollen. Was wir nicht ahnten: unser Bus ist ein Taxi, welches uns für unsere Kurtaxe nach Hahnenklee fährt. Was für ein toller Service. In Hahnenklee haben wir allerdings wieder unser typisches Problem: wir wissen nicht, wo wir langgehen müssen, um zum Liebesbankweg (angeblich einer der schönsten Wanderwege im Harz) zu kommen. Immerhin haben wir uns für diese Wanderung die GPS-Daten für den Rückweg aufs Handy geladen, nicht aber für Hahnenklee! Nach etwas sinnlosem Umherirren finden wir den Liebesbankweg dann aber doch noch und gehen mit unendlich vielen anderen Touristen diesen Weg mit den schönen Bänken, holen einen Stempel (HWN 112), machen einen Abstecher auf den Bocksberg (und verabschieden uns von der Idee, mit dem Rodel hinunter zu fahren, da die Schlange vor der Kasse unendlich lang ist) und wandern anschließend über die Stempelstelle Maaßener Geipel (HWN 107) zurück zum Wohnmobil. Das war eine wirklich schöne Wanderung, mal etwas anders als die bisherigen Wanderungen, da zumindest in Hahnenklee sehr viel los war. Zurück am Womo haben wir aber erstmals genug vom Wandern, die Beine tun weh. Morgen ist erstmal Schluss mit Wandern, das Wohnmobil möchte auch mal wieder bewegt werden.
Weiter nach Sieber
Heute fahren wir weiter. Wir wollen zu dem kleinen Stellplatz in Sieber, in der Hoffnung, hier noch einen Platz zu bekommen, aber als wir ankommen, ist die Überraschung groß: kein Womo da, wir haben freie Platzwahl!! Herrlich. Zudem ist es sehr ruhig, da die Straße nach St. Andreasberg ab Sieber voll gesperrt bist. Der Ort Sieber mit seinen gut 600 Einwohnern hat für den täglichen Bedarf nichts zu bieten, aber dafür einen tollen Bürgerpark mit Minigolf-Anlage, ein Freibad und unglaublich schöne Wanderwege. Wir nutzen den Tag für eine Partie Minigolf und haben alles für uns alleine. Und selbst am Abend ist es noch so mild, dass man bis zum späten Abend draußen sitzen kann.
Wohnmobil-Stellplatz Sieber: Tiefenbeek 1, 37412 Sieber
Wanderung zur Hanskühnenburg
Nachdem wir gestern nichts Anstrengendes gemacht haben, nehmen wir uns für heute mal wieder eine Wanderung vor. Ziel ist die Waldgaststätte Hanskühnenburg (HWN 144), die man über den Harzer Baudensteig ab Sieber direkt erreicht. Die knapp sechs Kilometer bis zur Baude auf 811 m ü.NN geht es nur bergauf, immer wieder durch gerodete Waldgebiete, zum Teil dafür mit schönen Ausblicken. Oben angekommen sind wir aber doch ein wenig enttäuscht, denn die Baude steht mitten im Wald, schönen Ausblick sucht man vergebens. Wir kehren nicht ein, sondern begnügen uns mit unseren Stullen, um dann über den Ackerweg (der Name „Acker“ hat mit dem landwirtschaftlichen Acker nichts zu tun, sondern kommt vom mittelhochdeutschen „agger“, was soviel wie Kamm oder Wall bedeutet ) einen anderen Weg hinunter nach Sieber zu nehmen. Dieses Mal sind wir zum Glück entsprechend gewappnet und haben den Weg zuvor auf das Handy heruntergeladen, sonst hätten wir uns hier heillos verlaufen, da der Weg durch abgerodete Wälder führt und die Harvesterspuren alle Weg zerstört haben…Und so kommen wir nach insgesamt 14 Kilometern, ohne uns ein einziges Mal verlaufen zu haben, am Womo an. Die Sonne scheint, es ist herrlichstes Wetter und wir genießen den Rest des Tages am Womo.
Noch in der Nacht kommt das angekündigte Unwetter und am nächsten Morgen ist alles trist und grau. Wir verabschieden uns aus dem Harz und fahren gen Heimat. Was für ein toller entspannter und anstrengender Ausflug!